10.11.2011
Eigentlich wird Eisen der Babynahrung zugesetzt, um die kindliche Entwicklung zu fördern. Das allerdings scheint nicht zu funktionieren. Eine Studie, die im Fachblatt Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine erschienen ist, lässt vielmehr vermuten, dass eine mit Eisen angereicherte Babynahrung für die Entwicklung der Kinder eher nachteilig ist.
Eisenmangel unter Kindern tritt weltweit recht häufig auf. Gerade in Phasen starken Wachstums brauchen Kinder viel Eisen, denn mit der Körpergröße nehmen auch die Muskelmasse und die Blutmenge zu. In Entwicklungsländern leidet nahezu jedes zweite Kind unter vier Jahren an Eisenmangel. Aber auch in den Industrienationen sind etwa drei Prozent der Babys zwischen dem sechsten Monat und dem dritten Lebensjahr betroffen. Die Folgen reichen bis zur Blutarmut. In vielen Ländern wurde aus diesem Grund der Babynahrung Eisen zugesetzt und an Babys verfüttert – unabhängig davon, ob sie einen Eisenmangel hatten oder nicht. Die optimale Dosierung hingegen ist nach wie vor umstritten.
In der aktuellen Erhebung wurden chilenische Kinder nachuntersucht, die zwischen 1991 und 1994 an einer anderen Studie in Santiago teilgenommen hatten. Zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat waren die 835 Säuglinge mit unterschiedlicher Babynahrung gefüttert worden, der entweder viel (12,7 Milligramm pro Liter) oder wenig (2,3 Milligramm pro Liter) Eisen zugesetzt war. Keines der Babys hatte zum Zeitpunkt der Untersuchungen eine auf Eisenmangel zurückzuführende Blutarmut.
Nun untersuchten Wissenschaftler der Universität von Michigan in Ann Arbor, USA, 473 der ursprünglich 835 Kinder, die inzwischen ein Alter von zehn Jahren erreicht hatten. Sie testeten den IQ und das räumliche Gedächtnis der Kinder und untersuchten ihre visuelle Wahrnehmung und motorischen Fähigkeiten. Das erstaunliche Ergebnis: In allen Tests schnitten die Kinder, die die stark mit Eisen versetzte Babynahrung bekommen hatten, schlechter ab. Nur Kinder, die zu Beginn der Studie kurz vor einer Eisenmangel-Blutarmut standen, profitierten von der Eisensubstitution, wenn auch nur sehr gering. Für die Experten ein deutliches Zeichen, dass eine rein vorbeugende Eisengabe bei Kindern, die noch keine Blutarmut haben, eher schadet als nützt.
KK