Fieber ist keine Krankheit

Wann Fieber gesenkt werden muss und welche Medikamente dafür infrage kommen, erklärt eine Apothekerin.

Fieber muss bei Kindern nicht zwingend gesenkt werden.
Hält Fieber nicht lange an, ist es nicht hoch und fehlen ungewöhnliche Zusatzsymptome, besteht kaum Grund zur Sorge.
© grinvalds/iStockphoto

Fieber liegt laut Definition vor, wenn die Körpertemperatur über 38 Grad Celsius steigt – rektal gemessen. Wichtig: Fieber an sich ist gut! Es gilt als effektiver Abwehrmechanismus gegen Krankheitserreger. Meist rufen Viren, die den Magen-Darm-Trakt oder die Atemwege befallen, das Fieber hervor. Auch ein neu aufblitzendes Zähnchen im Kiefer von Kleinkindern kann Fieber verursachen.

Wenn der Sprössling trotz Fieber wie gewohnt auf Reize wie klatschen oder anstupsen reagiert, normal trinkt, die Windel nass ist und sich die Schleimhäute feucht anfühlen, reicht es zunächst, den Verlauf des Fiebers zu beobachten – dazu Temperatur und Uhrzeit bei jeder Messung notieren. Eine solche Fieberdokumentation hilft dem Arzt bei der Diagnose. Gut zu wissen: Die Körpertemperatur schwankt auch bei Gesunden im Tagesverlauf um einen Grad Celsius und ist bei Säuglingen um ein halbes Grad höher als bei Erwachsenen. Am genauesten misst man im Po oder mit speziellen Ohrthermometern im zuvor gereinigten Ohr.

Wann man besser den Arzt oder Notarzt ruft

Schreit ein Kind schrill, wirkt es apathisch, atmet es schneller und steigt der Puls? Läuft die Haut blau an? Bilden sich kleine rote Flecken unter der Haut? Eltern können zusätzlich mit dem Finger leicht auf den Arm drücken − hinterlässt der Finger eine Delle? Oder bleibt der Fleck länger als drei Sekunden hell? Wenn man eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten kann, sollte man das Kind zum Kinderarzt bringen oder ihn um einen Hausbesuch bitten. Das gilt auch, wenn Fieber in den ersten drei Lebensmonaten auftritt oder bei unter Zweijährigen mehr als einen Tag und bei älteren Kindern über drei Tage andauert.

Sollte der kleine Schützling ungewohnte, starke Symptome zeigen, etwa bewusstlos werden oder unter Krämpfen leiden, sollten Eltern nicht zögern, den Rettungsdienst zu rufen. Der Arzt hört Herz und Lunge ab, prüft Urin und Blut. So kann er entscheiden, ob er weitere Tests benötigt, fiebersenkende Mittel einsetzt und eine Therapie gegen den Erreger beginnt. Die meisten fiebersenkenden Medikamente, sogenannte Antipyretika, erhält man rezeptfrei in der Apotheke. Ärzte raten, Antipyretika erst ab 40 Grad Celsius einzusetzen.
Darunter schadet das Fieber nur den Erregern, nicht aber dem Körper selbst. Auch bei starken Gliederschmerzen und wenn das Kind kaum trinkt, sprechen sich Ärzte dafür aus, das Fieber zu senken.

Welche Mittel das Fieber senken können

Als Antipyretika stehen im Kindesalter Präparate mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol bereit. Beide senken das Fieber zuverlässig, sind normalerweise gut verträglich und werden seit Langem eingesetzt. Paracetamol glänzt dadurch, kaum Nebenwirkungen hervorzurufen – sofern es richtig dosiert wird. Ibuprofen eignet sich nicht für dehydrierte Kinder, weil es der Niere schaden könnte. Beide Wirkstoffe erhält man als Zäpfchen, Saft in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Brause- und Schmelztabletten. Wichtig: Die Mittel sind nur zur Akutbehandlung gedacht, nicht als Dauermedikation.

Die empfohlene Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht. Besonders bei Paracetamol ist es entscheidend, die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten. Das könnte sonst Leberschäden nach sich ziehen. Die von Erwachsenen oft verwendete Acetylsalicylsäure (ASS) eignet sich nicht zur Fiebertherapie von Kindern unter zwölf Jahren. Sie kann möglicherweise das lebensbedrohliche Reye-Syndrom auslösen.

Mit körperwarmen Wadenwickeln lässt sich Fieber ebenfalls senken. Allerdings nur, wenn Arme und Beine warm und gut durchblutet sind. Bei moderatem Fieber reichen sie vielleicht schon aus, bei höherem Fieber kann man die Wadenwickel ergänzend zu den Arzneimitteln anwenden.

Apothekerin Katrin Schmitt

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