Weibliche Freizügigkeit ist gut für die Gemeinschaft

Sexuelle Freizügigkeit von Weibchen schützt die Gemeinschaft vor den negativen Folgen von Inzest. Das behaupten Forscher der University of East Anglia in Großbritannien nach Untersuchungen an roten Mehlkäfern. Demnach suchen die Weibchen dieser Käferart häufiger unterschiedliche Sexualpartner, wenn ihre Gemeinschaft durch Inzucht gefährdet ist. Das stelle sicher, dass frisches Erbgut Eingang in die Gemeinschaft finde.

Eine Frau, drei Männer
Frauen, die mit mehreren Männern anbandeln: In der Tierwelt ist dieses Verhalten von Vorteil. Ob das auch auf die menschliche Gesellschaft übertragbar ist, bleibt (vorerst) Geheimnis der Wissenschaft.
© AZP Worldwide - Fotolia
Eine Frau, drei Männer
Frauen, die mit mehreren Männern anbandeln: In der Tierwelt ist dieses Verhalten von Vorteil. Ob das auch auf die menschliche Gesellschaft übertragbar ist, bleibt (vorerst) Geheimnis der Wissenschaft.
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Warum haben viele Weibchen in der Tierwelt unterschiedliche männliche Sexualpartner, wo doch die Fortpflanzungsfähigkeit eines Männchens durchaus ausreichen würde? Und das obwohl Promiskuität gesundheitliche Gefahren für das Weibchen birgt? Diesen Fragen wollten die Forscher auf den Grund gehen. Dazu beobachteten sie rote Mehlkäfer, bei denen die Eier der Weibchen oft durch mehrere Männchen befruchtet werden, ein Vorgang den Biologen Polyandrie nennen. Polyandrie ist ein Konzept, das auch in höher entwickelten Lebewesen an der Tagesordnung ist: vom Seeigel zum Lachs über Hühner bis hin zu Schimpansen. Biologen waren bisher davon ausgegangen, dass diese Art der Fortpflanzung für das Weibchen eher Nachteile hat. Die Erkenntnisse der britischen Wissenschaftler aber zeigen, dass für die Population die Freizügigkeit der Weibchen durchaus sinnvoll sein kann – insbesondere wenn die Gefahr der Inzucht besteht.

Bei den roten Mehlkäfern war der Fortpflanzungserfolg der Weibchen abhängig davon, ob in ihrer Umgebung Inzest drohte oder nicht. In Inzest-freien Populationen spielte es keine Rolle, ob sich die Weibchen mit einem oder mehreren Männchen verpaarten. War die Population aber in sich geschlossen, paarten sich also häufiger nahe verwandte Tiere, ging der Fortpflanzungserfolg von Weibchen, die nur mit einem Männchen Nachwuchs zeugten, um 50 Prozent zurück.

Mit männlicher Unfruchtbarkeit hing dies nicht zusammen: Die Fortpflanzungsfähigkeit der Männchen war nicht eingeschränkt. Weibchen in der gleichen inzestuösen Population, die sich mit mehreren Männchen verpaarten, hatten hingegen den gleichen Fortpflanzungserfolg wie Weibchen in nicht-inzestuösen Populationen.

Die Forscher gehen davon aus, dass bei Inzest häufig genetische Probleme auftreten, so dass kein überlebensfähiger Nachwuchs entstehen kann. Durch ihre häufiger wechselnden Partner würden die Weibchen so versuchen, die Chance für eine Verpaarung mit einem genetisch passenden Partner zu erhöhen.

Die Erkenntnisse sind insbesondere für die Zucht von Tieren wie zum Beispiel Lachsen interessant. Bisher würden hier gezielt bestimmte Männchen und Weibchen verpaart. Für die genetische Vielfalt könnte es sinnvoller sein, der Natur ihren freien Lauf zu lassen. Ob diese Erkenntnisse auch für Frauen gelten - dazu haben sich die Forscher nicht geäußert.

KK

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