15.02.2012
"Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht!" Mit diesem Schlachtruf machen sich Fußballfans oft Luft über den vermeintlich blinden Schiedsrichter im Fußballstadion, der immer zu Ungunsten der eigenen Mannschaft entscheidet. Forscher der University of Queensland haben nun herausgefunden, dass Sportfans den Spielverlauf tatsächlich unterschiedlich beurteilen, je nachdem welche Mannschaft sie unterstützen. Die Spielzüge ihrer eigenen Mannschaft nehmen sie demnach ganz anders wahr als die der gegnerischen Spieler.
In einem Experiment wurden Freiwillige willkürlich in rote und blaue Teams eingeteilt. Dann sollten sie die Schnelligkeit ihrer und der gegnerischen Mannschaft beurteilen. Dabei untersuchten die Wissenschaftler, wie das Gehirn der Fans auf die Aktionen der Spieler reagiert. Das erstaunliche Ergebnis: Selbst wenn es sich um nahezu identische Bewegungen handelte, empfanden die Fans die Spielzüge der eigenen Mannschaft als schneller – auch wenn es sich nur um Sekundenbruchteile handeln könne. Diese verzerrte Wahrnehmung lasse sich den Forschern zufolge nicht nur durch einfache Voreingenommenheit erklären.
Stattdessen zeigte sich in Untersuchungen mit einem sogenannten funktionellen MRT, mit dem die Aktivität der einzelnen Hirnregionen dargestellt werden kann, dass das Hirn der Fans auf die Spielzüge der eigenen Mannschaft anders reagiert als auf die Aktionen der Gegner. Allerdings war dies nur der Fall, wenn es sich um unbewusste Vorgänge handelte. Es sei also nicht so, dass die Fans bewusst entscheiden, dass ihre Mannschaft die bessere auf dem Spielfeld sei. Vielmehr sei es so, dass aufgrund der Teamzugehörigkeit die Handlungen der eigenen Mannschaft unbewusst wohlwollender beurteilt würden.
Die Erkenntnisse beschränken sich nicht nur auf Sportereignisse: Auch bei anderen Formen der Diskriminierung etwa wegen der Rasse, des Geschlechts oder der Nationalität könnte diese unterschiedliche Verarbeitung von Fakten eine Rolle spielen, so die australischen Forscher. Offensichtlich sehen wir die Handlungen von Personen, die nicht unserer eigenen Gruppe angehören, mit anderen Augen. In weiteren Experimenten wollen die Forscher nun ihre Ergebnisse an Mitgliedern realer Teams überprüfen.
KK