23.09.2011
Die inhaltliche Qualität von Filmen zu medizinischen Themen, die man auf Videoportalen im Internet zu sehen bekommt, ist oft unzureichend. Zu diesem Ergebnis kommt ein Expertenteam des University College London in Großbritannien, das sich mit Videobeiträgen zum Thema Bewegungsstörungen beschäftigt hat. Insbesondere die Empfehlungen zur Therapie waren in diesen Filmen mehr als fragwürdig.
Die Experten analysierten 29 Videos, die sie auf der Videoplattform youtube.com zum Thema Bewegungsstörungen fanden. Solche Bewegungsstörungen wie eine Verkrampfung der Muskulatur bei Dystonie, einem Zittern (medizinisch Tremor) oder die für die Parkinson Erkrankung typische Verlangsamung der Bewegungen bis hin zur Starre lassen sich für gewöhnlich leicht über Videoaufnahmen demonstrieren. Diesen Bewegungsstörungen gemein ist, dass sie meist eine körperliche Ursache haben – Mediziner sprechen von einer organischen Bewegungsstörung. Davon abzugrenzen sind psychogene Bewegungsstörungen, bei denen sich meist kein körperlicher Schaden findet.
Obschon die meisten der 29 beurteilten Videos vorgaben, organische Bewegungsstörungen zu zeigen, war dies nach Meinung nur bei 10 (34 Prozent) von ihnen tatsächlich der Fall. 19 Videos (66 Prozent) zeigten wahrscheinlich psychogene Bewegungsstörungen. Besonders prekär ist dies, weil die meisten der Videos, die eigentlich psychogene Bewegungsstörungen zeigten, Empfehlungen zur Behebung organischer Störungen enthielten. Zudem waren viele dieser Empfehlungen vollkommen falsch. So hieß es in einem Video, das einen Krampf im Bereich der Gesichtsmuskeln zeigte, eine solche Art der Dystonie würde durch elektrische Reize gefördert. Aus diesem Grund wurde empfohlen, auf Kunstfasern zu verzichten und stattdessen Baumwolle zu tragen und sich von Strahlungsquellen fernzuhalten. In anderen Videos wurde sogar dazu geraten, Medikamente einzunehmen, die das Immunsystem unterdrücken oder es wurden ominöse Kräutermischungen empfohlen.
Diese Untersuchung unterstreicht, wie wichtig es ist, beim Thema Gesundheit im Internet nur erkennbar seriösen Quellen zu vertrauen. Besser noch wendet man sich in Gesundheitsfragen direkt an seinen Arzt oder Apotheker vor Ort.
KK