22.01.2014
Zehntausende von Grippefällen und mehr als tausend durch Grippe verursachte Todesfälle in Nordamerika könnten den Forschern zufolge auf das Konto von Fiebersenkern gehen. „Bei Fieber nehmen viele Menschen Medikamente ein, die die Temperatur senken“, sagt David Earn, Hauptautor der Studie. „Niemand fühlt sich gerne schlecht.“ Das Fieber ist aber eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Es helfe, die Virenmenge im Körper eines Kranken zu verringern. Dadurch reduziere sich die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit auf andere zu übertragen, erläutert der Wissenschaftler von der McMaster Universität in Ontario.
Noch ein zweiter Punkt fördert die Virenverbreitung: Menschen, die sich richtig krank fühlen, bleiben zu Hause und hüten das Bett. Wird das Fieber jedoch künstlich gesenkt, fühlen sich die Betroffen oft wieder so gut, dass sie zur Arbeit oder in die Schule gehen. „Viele nehmen vielleicht an, die Ansteckungsgefahr sei geringer weil das Fieber niedriger ist“, sagt Earn. Doch das Gegenteil könnte der Fall sein: Kranke Personen könnten durch fiebersenkende Mittel sogar noch mehr Viren abgeben, so die Befürchtung von Earn. Sein Kollege, der Kinderarzt Professor Michael G. DeGroote, bekräftigt: „Fieber ist ein Abwehrmechanismus für uns und andere. Fiebersenkende Mittel nimmt man daher am besten nur ein, um starke Beschwerden zu mildern, nicht um nach draußen oder zur Arbeit zu gehen, solange man sich zu Hause schonen sollte.“
Die Wissenschaftler hatten anhand von Daten aus verschiedenen Studien zum Thema Grippe ein mathematisches Modell erstellt. Damit errechneten sie, wie sich der durch fiebersenkende Mittel verursachte Anstieg der Zahl der Viren, die von einer einzelnen Person abgegebenen werden, auf die Zahl der Grippefälle in einem typischen Grippejahr auswirken würde.
HH