"Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen, die zu einer Entzündung des Herzmuskels führen können." Dies berichtet Professor Dr. Norbert Frey vom Universitätsklinikum Schleswig-Holsteinin Kiel. "Myokarditis ist also erstmal ein Oberbegriff."Als Ursache kommen äußere Faktoren infrage, häufig eine Viren-,
manchmal auch eine Bakterien-Infektion, eine Reaktion auf Medikamente oder auf giftige Substanzen. Darüber hinaus führen manchmal auch Autoimmunerkrankungen wie rheumatische Leiden zu einer Herzmuskelentzündung.
Viele Herzmuskelentzündungen verlaufen so mild, dass man sie gar nicht bemerkt. "Das kommt vermutlich viel häufiger vor als gedacht", so der Herzspezialist. Bemerkt man jedoch Symptome an sich, heißt es, zum Arzt zu gehen. Dieser sucht etwa mit Hilfe von Blutuntersuchungen und EKG nach Auffälligkeiten und überweist bei einem Verdacht für die weitere Abklärung zu einem Kardiologen oder in eine Klinik. Zu den typischen Symptomen zählen Schmerzen im Brustkorb, die beim Atmen auftreten, Müdigkeit sowie Kurzatmigkeit. Bei schwereren Verläufen, wenn der Herzmuskel schon geschwächt ist, kommt oft Luftnot hinzu.
Der Gang zum Arzt spielt eine wichtige Rolle. Schwere Verläufe schädigen den Herzmuskel oft dauerhaft. Des Weiteren besteht das Risiko von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Sportliche Aktivitäten könnten diese noch begünstigen. Deshalb empfehlen Experten wie Frey, generell nach einem fieberhaften Infekt einige Zeit keinen ausgeprägten Sport, schon gar keinen Leistungssport zu betreiben. "Beim Sport benötigt das Herz mehr Sauerstoff. Wenn dort eine Entzündung vorliegt, wird es sozusagen elektrisch instabiler, und dann steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Herzrhythmusstörung", betont der Arzt, der auch die Akademie für Aus- und Weiterbildung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung leitet.
Die Meinungen, wie lange die Pause nach einer solchen Erkrankung andauern sollte, gehen allerdings auseinander. Frey spricht sich für mehrere Wochen aus. Oft trete die Herzmuskelentzündung nicht direkt mit einem Infekt auf, sondern erst ein bis zwei Wochen danach. "Wenn man ein sportlicher Mensch ist, kann
man vielleicht leichten Sport machen. Aber schon zwei Wochen nach einem solchen Infekt wieder an die Leistungsgrenze zu gehen, davon würde ich abraten", so der Herzspezialist. Viel tun kann man im Übrigen nicht. Ob die üblichen Entzündungshemmer etwas bringen, sei umstritten, stellt Frey fest. Man behandelt eher die Symptome, beispielsweise hohes Fieber und Schmerzen, die im Zuge einer Infektion auftreten, zum Beispiel mit Diclofenac oder Ibuprofen. "Aber es gibt keine Studien, die belegen, dass das an der Herzmuskelentzündung etwas ändert." Bleibt nur eines: körperliche Schonung und eine gute Portion Geduld.
Hanke Huber