11.06.2013
Kindern und alten Menschen werden immer häufiger für sie ungeeignete Medikamente verordnet. Zudem nehmen alte Menschen oft gleich mehrere Arzneien ein. Das sind Ergebnisse des Arzneimittelreports 2013 der Barmer GEK, für den die Krankenkasse Daten der vergangenen zwei Jahre ausgewertet hatte.
So nahm 2011 und 2012 jeder fünfte Barmer GEK-Versicherte über 65 Jahren täglich fünf oder mehr Arzneimittel ein. Bei den über 80-Jährigen war es sogar jeder zweite Versicherte. Angesichts dieser Zahlen warnte der Bremer Versorgungsforscher Gerd Glaeske, der an dem Arzneimittelreport mitgewirkt hatte, vor den Gefahren durch Wechselwirkungen. Er rief Ärzte und Apotheker zu mehr Wachsamkeit auf und riet Patienten, ihre Medikation genau zu dokumentieren und Apotheker nach einer Prüfung auf Wechselwirkungen zu fragen.
Daneben kritisierte Glaeske, dass immer noch zu vielen alten Menschen Medikamente aus der Gruppe der Benzodiazepine verschrieben würden. Studien hätten ergeben, dass diese für Senioren ungeeigneten Medikamente die Entwicklung einer Demenz fördern und zu einer erhöhten Sterblichkeit führen könnten. Auch in Pflegeeinrichtungen würden Benzodiazepine zu häufig angewendet.
Sorge bereitet der Barmer GEK auch die zunehmende Verordnung von Mitteln gegen Nervenkrankheiten an Kinder und Jugendliche. Die Zahl der Verschreibungen von Wirkstoffen wie Risperidon sei von 2005 bis 2012 um 41 Prozent gestiegen, obwohl es keinen Zuwachs der psychischen Störungen gebe, bei denen diese Mittel normalerweise eingesetzt werden. Stattdessen bekämen Kinder und Jugendliche die Präparate gegen ADHS oder Störungen des Sozialverhaltens verordnet, häufig zusätzlich zu Methylphenidat. Dadurch steige jedoch die Gefahr von lebenslangen Nebenwirkungen, warnte Glaeske.
PZ/AH/FH