Kinder leiden bei Migräne-Attacken anders als Erwachsene. Dieses Fazit zieht die amerikanische Migräne-Stiftung. Weniger der Kopfschmerz steht bei den jungen Patienten im Mittelpunkt. "Die möglichen Symptome können Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Empfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Gerüchen einschließen", so die Stiftung. Vor allem übergeben sich kleine Patienten häufiger als Erwachsene.
Migräne kann man "verschlafen"
Mit vier bis sechs Stunden verlaufen Migräne-Attacken zudem meist kürzer als bei Erwachsenen. Deshalb "verschlafen" manche Kinder sie auch. Sie legen sich zu Beginn der Beschwerden hin, schlafen ein – und wenn sie aufwachen, können sie wie gewohnt weiterspielen. "Migräne kann sehr kräftezehrend sein, ist aber in den meisten Fällen behandelbar", berichtet Schmerzspezialist Professor Dr. David Dodick in einer Pressemitteilung der Stiftung.
Über die Häufigkeit von Migräne im Kindes- und Schulalter wissen Mediziner im Vergleich zu Erwachsenen nur wenig. Schätzungen gehen davon aus, dass die Verbreitung bei den 7- bis 9-jährigen Kindern bei rund zweieinhalb Prozent liegt. Bei den 10- bis 12-Jährigen sollen es um die viereinhalb und bei den 13- bis 15-Jährigen gut fünf Prozent sein. Die Unterschiede zwischen Groß und Klein erschwerten laut des Experten aber die Diagnose bei jungen Patienten. Um zwischen gewöhnlichen Kopfschmerzen und Migräne zu unterscheiden, hilft es, ein Schmerz-Tagebuch zu führen. Darin listen die Eltern zusammen mit ihrem Kind auf, welche Beschwerden wann und wie auftreten. Dies gibt dem Arzt wertvolle Hinweise.
Eine Sache der Familie
Oft liegt eine genetische Veranlagung für Migräne-Attacken vor. Bei etwa 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Migräne gibt es einen nahen Verwandten, der auch darunter leidet oder als Kind darunter gelitten hat, informiert die Stiftung.
Es kommen verschiedene Auslöser infrage. Manchmal tritt eine Migräne-Attacke spontan auf. Aber eine nähere Recherche ergibt dann, dass bestimmte Auslöser dahinterstecken. Mitunter lösen sie bestimmte Lebensmittel aus, aber auch eine Änderung des Wetters oder der Höhenlage kommen infrage. Auch Stress und schwankende Hormonspiegel sind als Trigger bekannt.
Entspannung lernen
Als wirksame Vorbeugung hat sich ein Entspannungstraining erwiesen. Dabei lernen die Kinder mit bildgebenden Verfahren, die ihnen die eigenen Gehirnströme zeigen, sich zu entspannen. Mit einem solchen Programm geht die Häufigkeit von Migräne-Attacken deutlich zurück.
"Migräne wird bei Kindern unterschätzt", so die Migräne-Stiftung. Aber nicht nur bei ihnen. Auch viele Erwachsene wissen nicht, dass hinter ihren schweren Kopfschmerzen auch eine Migräne stecken kann. Nur die Hälfte von ihnen erhält eine richtige Diagnose.
Peter Erik Felzer