Haut, Zähne & Schönheit

Kontaktallergie: Breite Palette an Auslösern

Apothekerin Christina Brunner  |  01.04.2021

Etwa jeden Fünften treffen hierzulande allergische Hautentzündungen. Dabei schwillt die Haut an, rötet sich und juckt, wenn sie mit bestimmten Stoffen in Berührung kommt. Daher die Bezeichnung Kontaktallergie oder -ekzem. Übeltäter können etwa Modeschmuck, Kosmetika, manche Tattoofarben oder Putzmittel sein. Heilen lassen sich solche Allergien nicht, aber einmal erkannt, kann man sie meist vermeiden.

Junge Frau, juckt sich am Arm.
Waschmittel, Kosmetik oder Modeschmuck können Allergien auslösen, die sich oft durch Juckreiz und Rötungen bemerkbar machen.
© nensuria/iStockphoto

Die sechzehnjährige Lena färbt sich seit einiger Zeit die Haarspitzen blau. Mit einem Präparat aus der Drogerie gelang ihr das bisher immer ohne Probleme. Doch diesmal währt die Freude über den schönen Farbton nicht lange, Lena erlebt im wahrsten Sinne ein "blaues Wunder": Am nächsten Tag stellt sich quälender Juckreiz ein. Die Haut an Hals und Schultern ist angeschwollen und von einem roten Ausschlag überzogen. Lena zeigt damit typische Anzeichen einer Kontaktallergie. Was ihr Immunsystem bislang toleriert hat, quittiert es nun mit einer allergischen Reaktion. Wie kommt es dazu?

Jeder fremde Stoff, mit dem der Körper in Berührung kommt, wird vom Abwehrsystem zunächst überprüft: harmlos oder gefährlich? Je öfter das Immunsystem einer potenziell reizenden Substanz ausgesetzt ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer allergischen Reaktion. Diese Phase heißt Sensibilisierung. Ist der Körper einmal sensibilisiert, kann es jederzeit bei einem erneuten Kontakt mit dem betreffenden Stoff zu der überschießenden Abwehrreaktion kommen, auch erst Jahre später.

Es gibt viele Auslöser für Kontaktallergien

Als Auslöser kommen viele Stoffe infrage, die Palette reicht von Metallverbindungen mit Nickel, Chrom oder Cobalt, über Duft-, Konservierungs- und Farbstoffe bis zu pflanzlichen Substanzen etwa aus Arnika, Propolis oder Teebaumöl. Damit kann vieles zur Gefahr werden, wie Modeschmuck, Türgriffe, Waschmittel, Deos, Salben, Tattoofarben, Kosmetik oder Pflaster. Die Ekzeme bleiben meist auf die Hautstellen begrenzt, an denen es zum Kontakt mit dem Allergen kommt. Seltener tritt ein streuendes Ekzem auf, bei dem sich die Hautirritationen auch an Stellen zeigen, die keinen direkten Kontakt mit dem Allergieauslöser hatten.

Supergau Superinfektion

Ebenfalls als typisch für eine Kontaktallergie gilt das verzögerte Einsetzen der Symptome. Erst Stunden nach Kontakt mit dem Allergieauslöser zeigen sich Rötungen, Juckreiz und Ausschlag. Konnte das Allergen nur kurz einwirken, heilt die Haut in der Regel schnell und ohne Spuren ab. Bleibt der Kontakt bestehen, kann sich ein anhaltender entzündlicher Hautausschlag entwickeln, ein chronisches Ekzem. Die Haut entzündet sich dann dauerhaft, wird an den Stellen schuppig, rissig und verhornt. Bakterien, Viren oder Pilze finden dadurch offene Eintrittspforten. Im Extremfall droht gar eine Infektion durch solche Erreger, Ärzte nennen das Superinfektion.

Kontaktallergien lassen sich leider nicht heilen, sehr wohl aber vermeiden, vorausgesetzt man kennt die Auslöser. Der allergologisch geschulte Arzt hilft bei der Spurensuche. Er befragt den Patienten, untersucht die erkrankte Haut und führt im nächsten Schritt einen sogenannten Epikutantest durch. Dabei klebt er Pflaster mit Standard-Testsubstanzen auf den Rücken des Patienten. Beim Abnehmen der Pflaster kann man den Übeltäter erkennen, denn er verursacht eine entzündliche Rötung der Haut genau an der Stelle, auf der zuvor das Pflaster geklebt hat. Die auslösende Substanz wird für den Patienten in einem Allergiepass dokumentiert. Diesen Stoff gilt es nun zu meiden.  Bei Modeschmuck gelingt das einfach, bei Zusatzstoffen zum Beispiel in Kosmetika fällt es dagegen schon schwerer. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe ist deshalb fortan ein Muss. Die Kosmetikverordnung gibt vor, dass die Inhaltsstoffe auf der Verpackung aufgedruckt sein müssen, nach ihrer Konzentration in abnehmender Reihenfolge.

Hilfe aus der Apotheke

Bei Kosmetika kann man sich in der Apotheke gezielt von Apothekenmitarbeitern beraten lassen, um sicher zu sein, dass dass gewünschte Produkt frei von den jeweils problematischen Stoffen ist. Zudem gibt es in Apotheken Arzneimittel gegen Hautausschläge und bei Kontaktallergien geeignete Hautpflegeprodukte. Auch Lenas erste Anlaufstelle war die Apotheke. Ihr wurde eine Kortisoncreme empfohlen, die sie für wenige Tage zweimal täglich dünn auftrug. Juckreiz und Ausschlag verschwanden schnell. Die blauen Haarspitzen musste sie kürzen, denn Färbemittel waschen sich erst nach sechs bis acht Wochen aus. Dass sie ihre Haare nicht mehr so färben kann wie bisher, findet Lena nicht tragisch, denn ihre neue Frisur steht ihr ebenso gut.

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