20.02.2012
Trend in der Herzchirurgie: Kranke Mitralklappen im Herzen werden häufiger repariert als ersetzt. Dies teilte Professor Dr. med. Anno Diegeler, Direktor der Klinik für Kardiochirurgie in Bad Neustadt, auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Freiburg mit.
Bei herzchirurgischen Eingriffe an der erkrankten Mitralklappe werden inzwischen etwa 65 Prozent der Klappen repariert. Seit dem Jahr 2003 beobachten Experten einen deutlichen Trend zugunsten der Reparaturverfahren gegenüber einem Herzklappenersatz, sagte der Herzchirurg Diegeler auf der Pressekonferenz. Diese Entwicklung habe sich auch im Jahr 2011 fortgesetzt.
Des Weiteren sei auch eine Zunahme der minimal-invasiven Eingriffe an der Mitralklappe zu beobachten. Dabei wird das Brustbein nicht durchtrennt, sondern nur durch einen kleineren Einschnitt hindurch operiert. Während bis zum Jahr 2006 lediglich etwa 13 Prozent der Mitralklappen-Eingriffe in minimal-invasiver Technik durchgeführt wurden, waren diese Eingriffe mit etwa 41 Prozent im Jahr 2011 bereits mehr als dreimal so häufig.
Erfreulich sei auch das geringere Sterblichkeitsrisiko bei einer Mitralklappen-Reparatur. Bei der Reparatur liegt dieses Risiko nun schon im zweiten Jahr bei nur 1,8 Prozent. Im Gegensatz hierzu ist die Sterblichkeit für einen Ersatz der Mitralklappe deutlich höher. Sie lag bei diesen Eingriffen im Jahr 2011 bei 9,5 Prozent. Ursache ist hier allerdings nicht das Operationsverfahren, sondern die Schwere der Erkrankung, die heute die Notwendigkeit für einen Klappenersatz darstellt.
Daneben existiert seit Kurzem ein neues Verfahren, bei dem ein Clip per Katheter platziert wird. Dieser wird durch Blutgefäße zum Herz vorgeschoben, der Brustkorb wird nicht geöffnet. Es handelt sich hierbei nicht um die Wiederherstellung der Mitralklappe im anatomischen Sinne, sondern darum, eine Undichtigkeit der Mitralklappe zu beseitigen. Dies geschieht durch ein Aneinanderheften der beiden Mitralklappensegel mit einer Klammer (Clip). Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie sieht in diesem Verfahren eine Ergänzung zur herkömmlichen Operation an der Mitralklappe. Dies betrifft sehr kranke oder alte Patienten, die nur mit einem hohen Risiko durch eine konventionelle und die anatomischen Verhältnisse wiederherstellende Operation an der Mitralklappe behandelt werden können. Diese spezielle, aber nicht sehr große Patientengruppe könne von dem neuen Verfahren profitieren, wenn dadurch die invasivere Operation vermieden werden kann.
FS