13.02.2018
Wenn Pillen wirken, die gar keinen Wirkstoff enthalten, spricht man vom sogenannten Placebo-Effekt. Ihre Wirksamkeit verdanken Scheinmedikamente aber offenbar nicht nur der Kraft des Glaubens. Darauf deutet eine neue Studie aus den USA hin, in der Krebs-Überlebende wussten, dass sie ein Scheinmedikament einnahmen.
Die 74 Studienteilnehmer waren gegen verschiedene Arten von Krebserkrankungen behandelt worden und litten in der Folge unter dem Fatigue-Syndrom, das durch starke Müdigkeit, Kraft- und Antriebslosigkeit gekennzeichnet ist. Durch die Einnahme von Placebos verringerten sich ihre Beschwerden, obwohl die Patienten wussten, dass es sich um ein Scheinmedikament handelte. Nach Angaben der Studienteilnehmer ging die Schwere des Fatigue-Syndroms unter der Scheinbehandlung innerhalb von drei Wochen um 29 Prozent zurück. Dadurch verbesserte auch die Lebensqualität der Betroffenen: um 39 Prozent. Dies berichten Forscher um Teri Hoenemeyer von der University of Alabama in Birmingham im Fachblatt Nature Scientific Reports. Selbst drei Wochen nach Absetzten der Scheinmedikamente ging es den Studienteilnehmern noch besser, so das Ergebnis der Forscher.
Die Meinung, die Patienten über die Wirksamkeit der Scheinmedikamente hatten, schien für das Ergebnis keine Rolle zu spielen. „Bei einigen Patienten, die dachten, dass Placebos gar nichts bewirken, zeigte sich eine gute Wirkung, bei anderen, die dachten, sie würden helfen, blieb die Wirkung aus“, erläutert Hoenemeyer. Seiner Meinung nach könnten automatische neurologische Prozesse für die gefundenen Effekte verantwortlich sein. In früheren Arbeiten hatte sich gezeigt, dass offen kommunizierte Placebo-Medikamente auch Menschen mit Reizdarmsyndrom, chronischen Schmerzen im unteren Rücken oder Migräne helfen können.
Für Krebspatienten, von denen viele nach einer überstandenen Krebserkrankung unter dem Fatigue-Syndrom leiden, könnten die neuen Erkenntnisse einen Hoffnungsschimmer sein. Es gebe derzeit nur wenige medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten und bei den effektivsten werde vor schweren möglichen Nebenwirkungen gewarnt, darunter Panik, Psychosen oder Herzprobleme, so die Wissenschaftler. Die Placebo-Pillen andererseits bestehen aus Zellulose und beinhalten keine aktiven Inhaltsstoffe.
HH