31.01.2014
Krebsforscher wissen: Weltweit haben wohlhabende Krebspatienten bessere Überlebenschancen als arme. Ob das auch innerhalb Deutschlands gilt, einem der reichsten Länder der Welt, wo praktisch jeder krankenversichert ist, haben Wissenschaftler aus Heidelberg jetzt geprüft. Sie werteten dazu die Daten von über einer Million Patienten aus, die zwischen 1997 und 2006 an einer der 25 häufigsten Krebsarten erkrankt waren. Ergebnis: Erkrankte aus dem sozioökonomisch schwächsten Fünftel aller deutschen Landkreise verstarben nach ihrer Krebsdiagnose früher als Krebspatienten in allen übrigen Regionen. Wobei der Effekt in den ersten drei Monaten nach der Diagnose am deutlichsten ausfiel: Patienten aus den wirtschaftlich schwächsten Landkreisen hatten in dieser Zeitspanne ein 33 Prozent höheres Risiko zu sterben. Neun Monate nach Diagnose lag der Unterschied bei 20 Prozent, in den darauffolgenden vier Jahren blieb er bei stabil bei 16 Prozent.
"Zunächst hatten wir vermutet, dass Menschen in ärmeren Gegenden möglicherweise die Früherkennung seltener wahrnehmen. Dann würde Krebs bei ihnen erst in späteren Stadien mit schlechteren Heilungschancen entdeckt", sagt Dr. Lina Jansen, die Erstautorin der Arbeit. "Aber daran liegt es nicht." Nach Meinung der Wissenschaftler lassen die Ergebnisse nicht unbedingt Rückschlüsse auf die individuelle Situation der Patienten zu, sondern können ebenso gut Merkmale der jeweiligen Region widerspiegeln. So könnten in den finanziell schwächeren Landkreisen spezialisierte Behandlungszentren schlechter erreichbar sein oder weniger Plätze bieten.
DKFZ/RF