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Lösen Medikamente Erektionsstörungen aus?

Apotheker Rüdiger Freund  |  15.11.2023

Haben Männer Probleme mit der Potenz, kommen dafür viele Ursachen infrage. Neben Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes können auch bestimmte Arzneimittel die Urheber sein.

Mann, hält ein Glas Wasser und eine Tablette in der Hand.
Bestimmte Arzneimittel, zum Beispiel gewisse Antidepressiva, können sich negativ auf die Potenz auswirken.
© ANGEL LARA DIAZ/iStockphoto

Ärzte von der Harvard Universität in den USA schätzen, dass etwa ein Viertel aller Fälle von Erektiler Dysfunktion (ED) auf Arzneimittel zurückzuführen ist. Im Prinzip trifft die ED Männer in jedem Lebensalter. Doch sie tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf, weil ältere Männer öfter Medikamente benötigen, betonen die Harvard-Forscher.

Das vorrangige Problem dabei heißt Bluthochdruck. Häufige Risikofaktoren dafür wie Übergewicht und Rauchen erhöhen gleichzeitig das Risiko für ED. Die Erkrankung selbst kann ebenfalls die Erektion beeinträchtigen, denn sie schädigt auf die Dauer die Blutgefäße. Und wenn die Durchblutung nicht mehr 100-prozentig funktioniert, betrifft das nicht nur Kopf, Arme und Beine, sondern auch die Schwellkörper im Penis, die nur allein durch den Blutfluss ihre Aufgabe erfüllen können.

Blutdruck-Mittel im Visier

Jetzt könnte man annehmen, dass Medikamente, die den Blutdruck senken, die Situation verbessern. Leider trifft das nicht in allen Fällen zu. Blutdrucksenker wie Betablocker (Atenolol, Metoprolol) und Diuretika (Hydrochlorothiazid) oder ACE-Hemmer (Lisinopril, Ramipril) können die sexuelle Funktion weiter beeinträchtigen.

Als Ausnahme gelten die sogenannten Sartane (Valsartan, Losartan). In Studien zeigte sich, dass sie die Situation zumindest nicht verschlechtern. Oft spielt die Psyche eine zusätzliche Rolle. Ein Drittel aller Männer, die wissen, dass ihr Blutdruckmittel der Potenz schaden kann, bemerken diese Probleme bei sich. Bei Bluthochdruck-Patienten, die sich dem nicht bewusst sind, tritt ED nur bei einem von dreißig Männern auf.

Eine andere große Gruppe von Medikamenten mit Nebenwirkungspotenzial im Hinblick auf Sexualität sind Antidepressiva. Insbesondere die sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Fluoxetin, Sertralin und Paroxetin plagen manchen Mann mit einer ED. Diese Medikamente erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn, was die sexuelle Erregung hemmen und die Erektion beeinträchtigen kann. Mittlerweile wissen Mediziner, dass diese unerwünschten Wirkungen manchmal auch nach dem Absetzen dieser Arzneimittel fortbestehen. Die Packungsbeilagen der betroffenen Wirkstoffe enthalten inzwischen entsprechende Warnhinweise.

Bei den sogenannten 5-alpha-Reduktase-Hemmern – hierzu zählen Finasterid und Dutasterid – beobachten Ärzte diesen langanhaltenden Effekt ebenfalls. Diese Medikamente, die bei einer vergrößerten Prostata oder gegen Haarausfall zum Einsatz kommen, können während und noch lange nach der Einnahme die Sexualität beeinträchtigen.

Offenes Gespräch mit dem Arzt

Wie lässt sich das Problem nun angehen? An erster Stelle steht das offene Gespräch mit dem Arzt, wenn Männer während der Einnahme von Medikamenten ED-Symptome bemerken. Für einige Arzneimittel stehen alternative Optionen zur Verfügung, die weniger sexuelle Nebenwirkungen verursachen können. Eine weitere Möglichkeit: Ärzte passen die Dosierung an oder ziehen alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht. Einigen Betroffenen hilft auch eine psychologische Beratung, Stress und Angst abzubauen, die möglicherweise zu ED beitragen.

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