Apothekerin Christina Brunner
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15.01.2022
Wer vermutet, dass sein Atem nicht gut riecht, hält sich die Hand vor den Mund, wendet sich beim Sprechen ab, isoliert sich im schlimmsten Fall von anderen Menschen. Kaugummis, Lutschpastillen und Mundsprays werden zum ständigen Begleiter. Eine bessere Strategie ist es, dem Problem auf den Grund zu gehen. Denn zum einen ist es nicht selten, und zum anderen kann man etwas dagegen tun. Zu wenig Speichel fördert schlechten Atem Jeder hat bisweilen Mundgeruch, beispielsweise nach dem Genuss von Zigaretten, Zwiebeln oder Knoblauch. Auch morgens, direkt nach dem Aufwachen, verströmt man keinen Blümchenduft.
Der Mundraum ist über Nacht zu trocken geworden, weil die Speicheldrüsen zu wenig Spucke produzieren. Der Körper benötigt aber den Speichel, um die Mundhöhle zu reinigen und unter anderem auch Bakterien fortzuspülen. Diese besiedeln den Mundraum dicht und zersetzen zum Beispiel Eiweißverbindungen aus Nahrungsresten. Dadurch entstehen stinkende Schwefelverbindungen. Schlechter Atem geht daher häufig auf einen zu trockenen Mundraum zurück. Manche Menschen betrifft dies stärker. Das gilt etwa für Ältere, da die Speichelproduktion mit den Jahren nachlässt, oder Patienten, die das sogenannte Sjögren-Syndrom haben. Hier handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei welcher das eigene Immunsystem Speichel- oder Tränendrüsen zerstört. Sie müssen besonders auf ausreichende Befeuchtung achten.
Erste Anlaufstelle: Zahnarztpraxis
Wenn der Mundgeruch zum ständigen Begleiter wird, hilft oft ein Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin. Zahnfleischprobleme oder Karies sorgen in vielen Fällen für schlechten Atem, ebenso wie mangelnde Zahnhygiene. Regelmäßiges Zähneputzen, das Verwenden von Zahnseide für die Zahnzwischenräume und eine Mundspülung sollten zur Hygieneroutine gehören, und das zweimal täglich. Ein besonderes Augenmerk gilt der Zunge. Beläge auf ihr sind ein häufiger Grund für Mundgeruch. Mit Zungenschaber oder -bürste lässt sich diesen vorsichtig zu Leibe rücken.
Manche Menschen bilden sich schlechten Mundgeruch auch nur ein, dann spricht man von einer Halitophobie – beziehungsweise nehmen ihn stärker wahr. Mit einem speziellen Gerät, dem sogenannten Halimeter, kann der Zahnarzt den Mundgeruch, genauer die Menge an Schwefelverbindungen in der Atemluft, objektiv messen.
Neben mangelhafter Mundhygiene gehören auch Entzündungen der Nasennebenhöhlen, der Mandeln oder Mandelsteine zu den möglichen Ursachen. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt kann die entsprechende Diagnose stellen. Der Magen sorgt dagegen selten für die Gerüche, da ihn ein Schließmuskel zur Speiseröhre hin abdichtet. Gegen den Geruch nach dem Verzehr bestimmter Speisen wie Zwiebeln oder Knoblauch sollen im Übrigen Pastillen helfen, die Farbstoff aus Blattgrün enthalten, das Chlorophyll. Studien konnten dies bislang jedoch nicht belegen.
Selten deutet Mundgeruch auf ernste Krankheiten hin. Ein Atem, der nach Nagellack-Entferner riecht, zeigt beispielsweise eine Entgleisung des Zuckerstoffwechsels bei Diabetes an. Auch Nieren- und Leberkrankheiten verursachen einen sonderbaren Geruch. Dies sollte in jedem Fall ein Arzt abklären.