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04.11.2022
Bis zu 77 Prozent der Krebspatienten nutzen nach der Diagnose häufig Nahrungsergänzungsmittel, darunter Multivitamine (bis zu 70 Prozent), ausgewählte Vitamine oder Mineralien wie Vitamin C (bis zu 41,6 Prozent) und Vitamin E (bis zu 48 Prozent) oder bestimmte Gruppen von Substanzen wie Antioxidantien (bis zu 80,8 Prozent). Diese werden häufig während der herkömmlichen Therapie und nur selten nach Rücksprache mit dem medizinischen Fachpersonal ein, berichten Forscher des Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda im Fachblatt Antioxidants.
Die Wissenschaftler haben Hinweise darauf gefunden, dass dies unter Umständen problematisch ist, da Nahrungsergänzungsmittel und insbesondere Antioxidantien mit herkömmlichen Therapien interagieren können. Der Grund ist: Die zur Behandlung eingesetzten Wirkstoffe bekämpfen Krebszellen - hauptsächlich oder als Nebeneffekt - durch die Erzeugung von oxidativem Stress, dem sich Krebszellen unter Umständen anpassen können. Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine, Mineralien und insbesondere Antioxidantien, die gesunde Zellen üblicherweise vor oxidativem Stress schützen, können den sogenannten Transkriptionsfaktor Nrf-2 aktivieren, einen zellulären Abwehrmechanismus gegen oxidativen Stress. Auf diese Weise können die Nahrungsergänzungsmittel zur Resistenz von Krebszellen beitragen.
Hinweise auf verkürzte Lebenserwartung
„Wir haben keine Hinweise auf einen positiven Nutzen durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Supplementen während einer Krebsbehandlung finden können, aber Anzeichen für Wechselwirkungen bis hin zu reduzierten Lebenserwartungen. Diese Hinweise müssen ernst genommen werden“, betonen die Studienautoren Professor Dr. Marc Birringer und Paula Krejbich. Mit Blick auf die große Anzahl an Erkrankten, die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, sei es wichtig, das Bewusstsein für mögliche Wechselwirkungen bei Patienten und Ärzten zu stärken und einen Austausch darüber zu fördern.
Für die Studie untersuchten die Forschenden 37 Studien aus den Jahren 2006 bis 2021. Alle schlossen jeweils mehr als 1000 Probanden ein.
Quelle: DOI 10.3390/antiox11112149