01.12.2017
Um die Ausbreitung der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, in Deutschland besser zu verstehen, sind Münchner Forscher schon seit Jahren Vögeln und ihren mitreisenden Passagieren auf der Spur – den Zecken. Dabei sind sie nun auf eine hierzulande bisher nicht heimische Zeckenart gestoßen und damit auf einen neuen potenziellen Überträger für FSME-Viren.
Wie die Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen in der Fachzeitschrift Ticks and Tick-borne Diseases berichten, scheint die neue Zeckenart Ixodes inopinatus, die bisher nur aus dem Mittelmeer-Gebiet bekannt ist, in Süddeutschland stabile Populationen zu bilden. Dies zeigten Untersuchungen in bekannten FSME-Herden. Neben dieser neuen Art wurden zudem auch weitere Zeckenarten entdeckt, die bisher nur vereinzelt und zum Teil vor vielen Jahren in Deutschland nachgewiesen, seither aber nicht mehr beschrieben wurden. „Die Zeckenfauna ist weitaus vielfältiger als bisher angenommen“, erklärt Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr.
Mit dem Ziel, die Ausbreitung des FSME-Virus in Deutschland und Mitteleuropa besser zu verstehen, hatten die Forscher in einem Teilprojekt an Vögeln und an Vogelrastplätzen Zecken gesammelt. Diese wurden bestimmt, um so möglicherweise eingeschleppte neue Zeckenarten und FSME-Virusstämme zu entdecken. Vögel haben die Wissenschaftler schon länger im Visier. Wie ihre molekularbiologischen Ergebnisse von FSME-Viren aus den unterschiedlichen Regionen Europas zeigen, werden die Viren auf den bekannten Vogelzug-Linien verbreitet. Allerdings sei bisher unklar, wie diese Verschleppung der Viren erfolgt: durch infizierte Zecken oder durch eine länger andauernde virale Infektion in den Vögeln selbst.
Die bisher in Deutschland unbekannte Zeckenart werfe eine Reihe von Fragen auf, so die Forscher. Kann Ixodes inopinatus in Deutschland vorkommende Krankheitserreger wie das FSME-Virus übertragen? Und ist die Einschleppung und Verbreitung dieser Art für die Ausbreitung des FSME-Virus in Mitteleuropa mit verantwortlich? Können dadurch möglicherweise neue, bisher nicht in Deutschland bekannte Erreger übertragen werden? Fragen, auf die die Münchner Forscher nun eine Antwort suchen.
HH