ZOU/NK
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29.06.2023
Nach der neuen Empfehlung soll der Blutdruck auf Werte unter 140 zu 80 eingestellt werden, denn dadurch lassen sich Folgeerkrankungen und Todesfälle bereits zu einem Großteil vermeiden. Das früher geltende Ziel von weniger als 130 zu 80 wäre zwar gesünder, es soll aber nur anvisiert werden, wenn es durch die Blutdrucktherapie nicht zu Nebenwirkungen kommt. „Diese Zielwertdefinition ist eine pragmatische Lösung, die auch der Behandlungsrealität entgegenkommt. Denn was nützt es, wenn wir Betroffene auf niedrigere Werte einstellen, um das Risiko noch weiter abzusenken, sie die Therapie aber nicht vertragen und dann am Ende ganz absetzen?“ sagte Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.
Dass Bluthochdruck in Stadien eingeteilt wird, ist vielen Menschen unbekannt. Die Stadien sollen stärker vermittelt werden, um die gravierenden Folgen von Bluthochdruck vor Augen zu führen und zur konsequenten Vorbeugung zu motivieren:
- Stadium 1 ist eine unkomplizierte Bluthochdruckerkrankung, die noch nicht zu Schäden an den Organen geführt hat.
- In Stadium 2 tritt zusätzlich Diabetes auf oder es sind bereits leichte Schädigungen der Organe durch Bluthochdruck erkennbar, z. B. eine noch nicht sehr weit fortgeschrittene chronische Nierenerkrankung.
- In Stadium 3 ist es zu bluthochdruckassoziierten Herz- oder Gefäßkrankheiten oder einer fortgeschrittenen chronischen Nierenerkrankung gekommen.
„Diese Stadieneinteilung […] ist bedeutsam, da sie das Risiko eines unbehandelten Bluthochdrucks klar vor Augen führt und auch die besondere Schwere bei bereits eingetretenen Endorganschäden darstellt. Noch immer ist vielen Menschen nicht klar, dass es sich bei Bluthochdruck um eine ernsthafte Erkrankung mit schweren Spätfolgen handelt“, erklärte van der Giet. Die Experten hoffen, dass die Leitlinie dies deutlicher sichtbar macht und mehr Betroffene ihre Therapie ernstnehmen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
In der Leitlinie werden zudem neue Risikofaktoren für Bluthochdruck genannt: Schlafstörungen, Migräne und Depressionen. Bei Menschen mit diesen Krankheiten solle regelmäßig eine Früherkennungsuntersuchung von Bluthochdruck erfolgen. Auch Luftverschmutzung und Migrationshintergrund werden als Risikofaktoren diskutiert, ebenso wie die geschlechtsangleichende Hormontherapie bei transsexuellen Menschen.