16.10.2017
"Medizinisch gesehen ist die Plazenta ein Abfallprodukt. Die meisten Säugetiere fressen die Plazenta nach der Geburt, aber wir können nur vermuten, warum sie das tun", schreibt Farr. Er sieht keinerlei Hinweise auf medizinische Vorteile. "Im Gegenteil, denn die vermuteten Nährstoffe wie Eisen, Selen und Zink befinden sich in keinen ausreichenden Konzentrationen in der Plazenta. Es wurden jedoch hohe Konzentrationen von Schwermetallen in der Plazenta festgestellt, die sich dort im Laufe der Schwangerschaft ansammeln“.
Zudem birgt der Verzehr, der meist in Form verarbeiteter Kapseln oder Globuli geschieht, ein Infektionsrisiko. Laut Farr warnte erst im Juni 2017 die Bundesbehörde des amerikanische n Gesundheitsministeriums offiziell vor diesem Trend. Grund: Das Baby einer Mutter, die Plazentakapseln gegessen hatte, erlitt mehrmals eine lebensbedrohliche Blutvergiftung durch Streptokokken. Farr: „Diese Bakterien konnten in den Plazentakapseln der Mutter nachgewiesen werden und wurden wohl von ihr auf das Kind übertragen“. Der Gynäkologe rät dazu, junge Mütter dringend auf das Risiko durch den Plazenta-Verzehr hinzuweisen.
Dieses nach der Geburt abgestoßene Gewebe wird aktuell im Internet in einer Mischung aus mythologischen und pseudomedizinischen Argumenten zum Superfood stilisiert. So soll es wegen eines hohen Nährstoff- und Hormongehaltes für eine bessere Milchbildung der stillenden Mutter sorgen, präventiv gegen die Wochenbettdepression wirken und insgesamt neue Energie sowie eine raschere Rückbildung nach der Schwangerschaft bringen. Wissenschaftlich belegt ist jedoch keine der angeblichen Wirkungen.
RF