26.01.2015
Chronische Rückenschmerzen gelten derzeit als nicht heilbar. Ziel der Behandlung von Betroffenen ist es daher, die Lebensqualität zu verbessern. Laut Professor Dr. Annette Becker, Allgemeinmedizinerin von der Universität Marburg, sollte sich diese Verbesserung vor allem an individuellen und realistischen Zielen der Patienten ausrichten.
„Wenn das persönliche Ziel des Patienten das Besteigen des Hausbergs ist, dann sollten Schmerzmittel mit diesem Ziel gegeben werden. Und nicht mit dem Ziel, auf einer Schmerzskala wieder auf Null zu kommen“, betonte Becker in einem Vortrag vor Apothekern auf dem pharmacon-Kongress in Schladming, Österreich. Man dürfe die Therapieziele nicht zu hoch hängen, sagte die Allgemeinmedizinerin, denn die daraus resultierenden, hohen Erwartungen würden zwangsläufig enttäuscht. „Den chronischen Schmerzpatienten kann man derzeit leider nicht heilen“, gestand Becker ein.
Das Problem: Die Ursache für den chronischen Rückenschmerz bleibt in den meisten Fällen im Verborgenen; eine speziell auf eine Ursache zugeschnittene Therapie ist so nicht möglich. Ziel der Behandlung ist daher nicht die Schmerzfreiheit, sondern dass der Patient seinen Alltag so gut wie möglich weiter gestalten kann. Dazu gehören sowohl die Arbeit als auch Freizeitaktivitäten und Sport. Als weitere Ziele nannte Becker, unnötige diagnostische Verfahren und unnnötig belastende Therapien zu vermeiden, und Faktoren zu erkennen, die den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen.
Idealerweise würden Patienten in ein sogenanntes multimodales Therapieprogramm eingebunden, da dies nachweislich – zumindest kurzfristig – die Schmerzen lindere. Die multimodale Behandlung greift an verschiedenen Punkten an und besteht aus medizinischen Elementen, z.B. Schmerzmitteln, physischen Elementen wie einer Bewegungstherapie, berufsbezogenen und verhaltenstherapeutischen Elementen. Allerdings seien solche Behandlungsprogramme nur für begrenzte Zeiträume und in begrenzter Menge verfügbar, beklagte Becker.
FH