In diesen Zeiten, in denen gesunde Ernährung ein gewichtiges Thema ist, gibt die Wollenbergschule ihren Schülern mit dem schon seit 20 Jahren existierenden Konzept "Schüler kochen für Schüler" weit mehr als täglich eine warme Mahlzeit. Weil das Wahlpflichtfach Kochen umfassend über Nahrungsmittel, deren Wert und Kreislauf informiert, haben Kinder und Jugendliche, die sich für dieses Fach entscheiden, die Chance, einen gesunden Bezug zum Thema Essen zu entwickeln. Die Wollenbergschule steht mit dieser Form des Schulessens für eine der Ausnahmen in dem sonst von Caterern dominierten Metier der Schulverpflegung: In etwa 60 Prozent der Schulen in Deutschland, die Mittagessen servieren, kommt nämlich Warmgehaltenes auf den Tisch.
Vom eigenen Garten auf den Tisch
An der Wollenbergschule sieht das so aus: Die Schüler der Schulgarten-AG liefern Obst und Gemüse aus eigenem biologischen Anbau in die Schulküche. Für die Masse des Essens kommen täglich frische Zutaten vom nahegelegenen und mit regionalen Bauern zusammenarbeitenden Supermarkt. Aber das Konzept "Schüler kochen für Schüler" geht darüber hinaus. Die Direktorin der Wollenbergschule, Barbara Burggraf: "Mit diesem Projektfach unterstützen wir lebensnahes Lernen, Selbst- und Eigenständigkeit."
Nicht ohne Regeln
Selbstkochen ist kein einfaches Projekt für die Organisatoren, weiß Konrektor Eberhard Blöchle: "Das ist nicht, wie eben mal schnell zuhause kochen. Wir haben eine Menge Hürden von rechtlicher Seite zu überwinden, um einen Caterer ersetzen zu dürfen."
Starke Partner nötig
Damit das Projekt dauerhaft gelingt, braucht es neben engagierten Lehrern und Schülern Unterstützer von außen. In Wetter sind das seit vielen Jahren der Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Förderverein der Schule unter Federführung des Bürgermeisters von Wetter, Kai-Uwe Spanka.
Ein (fast) ganz normales Fach
Dass es sich beim Kochen um regulären Unterricht handelt, ist Direktorin Burggraf sehr wichtig. Die hauptverantwortliche Leiterin des Projekts, Anika Nickol, über das Vorgehen: "Das Projekt ist einmal im Arbeitslehre-Wahlpflicht bereich verankert, außerdem können Schüler auch über einen Wahlpflicht-2-Bereich teilnehmen. Die achte, neunte und zehnte Klasse sind involviert und kochen jeweils an bestimmten Wochentagen."
Ein 40-minütiges Pausenband sorgt im Anschluss dafür, dass alle Schüler, die sich zum Essen angemeldet haben, die Mahlzeit auch in Ruhe zu sich nehmen können. Bis zu 120 Schüler sind das an manchen Tagen.
Ganz aufs Kochen eingestellt
Als wir den großen Speiseraum betreten, sieht man Schüler der Klasse 10 E bereits an den Töpfen in der geräumigen Küche stehen, beinahe eine Großküche. Es wirkt sehr geordnet, nahezu professionell, wie die Jugendlichen in blauen Kitteln und Kochhauben unter Ägide von Elisabeth Wolf und Anna Zebisch hier vorgehen. Christian Friedrich, Schüler der 10E: "Ich finde den Unterricht sehr interessant und koche selbst gerne." Er schätzt auch die gute Stimmung, ebenso wie seine Mitschüler Melina Macedo und Johannes Kahler: »Es ist hier alles nicht so ernst." Noten gibt es allerdings – wie in jedem anderen Fach auch: Mengenangaben auf mehrere Personen hochzurechnen, wird zum Beispiel verlangt, und das Verhalten im Team bewertet.
Richtig lecker
An meinem Besuchtstag gibt es Laucheintopf und zum Nachtisch mit Kirschen gefüllte Pfannkuchen – schmeckt hervorragend. Solch ein Feedback bekommen die jungen Köche häufig auch von Mitschülern und Lehrern. Das Koch-Konzept der Wollenbergschule: eine gute Grundlage für Leistungsfähigkeit und Gesundheit.
Apothekerin Isabel Weinert