ZOU
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19.10.2022
Die Forscher haben Ergebnisse von knapp 40.000 Zehntklässlern aus standardisierten Sprach- und Mathematiktests mit den Noten verglichen, die sie für Klassenarbeiten bekamen. Wie schon aus früheren Studien bekannt, schnitten die Mädchen in den standardisierten Sprachtests besser ab, während die Jungen in Mathematik die Nase vorn hatten. Die Lehrer gaben den Mädchen jedoch in beiden Fächern die besseren Noten: Die Durchschnittsnote der Mädchen für Sprachen lag bei 6,6 von 10, die Jungen erhielten im Schnitt eine 6,2. In Mathematik lag die Durchschnittsnote der Mädchen bei 6,3, während die der Jungen bei 5,9 lag. Auch wenn ein Junge und ein Mädchen in einem Fach ähnlich kompetent waren, erhielt das Mädchen in der Regel eine bessere Note.
Die Schulart, die Klassengröße, die Zusammensetzung der Klassen sowie das Dienstalter, die Erfahrung oder das Geschlecht der Lehrer hatten kaum Einfluss auf die großzügigere Notenvergabe an Mädchen. Nur zwei Faktoren hatten im Fach in Mathematik einen Einfluss: Die ungerechte Notenvergabe war stärker ausgeprägt, wenn die Klassen größer waren. Außerdem wurden Mädchen in technischen Schulen und auf Hochschulen besser bewertet.
Diese Studie in der Fachzeitschrift „British Journal of Sociology of Education“ ist die erste, die zeigt, dass die bessere Benotung von Mädchen das gesamte Schulsystem betrifft. Die Forscher halten es für möglich, dass Lehrer unbewusst traditionell weibliche Verhaltensweisen wie Ruhe und Ordentlichkeit mit besseren Noten belohnen, weil diese ihnen das Unterrichten erleichtern. Eine andere mögliche Erklärung wäre, dass eine gute Benotung in Mathematik Mädchen ermutigen soll, denen in diesem Fach weniger zugetraut wird.
Quelle: DOI 10.1080/01425692.2022.2122942