Schwindel – die unfreiwillige Karussellfahrt

Nach Kopfschmerzen stellen Schwindelattacken den häufigsten Grund für einen Arztbesuch dar. Dahinter verbergen sich vielfältige Ursachen. Gelingt es, diese zu ermitteln, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung gut.

Ketten-Karussell in voller Fahrt
Wie auf dem Karussell fühlen sich Menschen mit Schwindelanfällen.
© lagom - Fotolia

"Schwindel kann in jedem Alter auftreten. Statistisch gesehen hat etwa jeder Dritte irgendwann in seinem Leben damit zu tun", informiert Dr. Ursula Walterscheid-Müller, in Neu-Isenburg niedergelassene Internistin. Ältere Menschen trifft er deutlich häufiger. Fast 40 Prozent aller über 80-Jährigen leiden an Schwindel, bei Jüngeren nur knapp halb so viele. Warum einem schwindelig wird, hängt eng mit dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr zusammen. Es besteht unter anderem aus drei mit Flüssigkeit gefüllten Gängen. Darin befinden sich Sinneszellen, die registrierren, ob man sich im Gleichgewicht be findet. Zusätzlich fließen Informationen der Augen und weiterer Sinnesorgane im Gehirn zusammen und ermöglichen, sich im Raum zu orientieren. Ist eines dieser Systeme gestört, lautet die mögliche Folge Schwindel.

Viele Schwindelarten

Den ersten Platz unter den Schwindelarten nimmt der Lagerungsschwindel ein. "Die typischen kurzen Schwindelattacken treten in der Regel auf, wenn der Kopf nach hinten oder zur Seite geneigt wird", erklärt Walterscheid-Müller. Dann haben sich in der Flüssigkeit des Gleichgewichtsorgans kleine Teilchen gebildet, die einen durcheinanderbringen. Bestimmte ruckartige Bewegungen, die sich einfach trainieren lassen, spülen die störenden Partikel heraus. Der Schwindel verschwindet. Ebenfalls tritt Schwindel häufig bei Migräne auf. Er lässt sich mit klassischen Migränemedikamenten in den Griff bekommen. Zu den weiteren Schwindelformen zählen der sogenannte psychisch bedingte phobische Schwankschwindel sowie Schwindelattacken aufgrund von Entzündungen der Gleichgewichtsnerven oder der Menière-Krankheit, die das Innenohr schädigt. Schlimmstenfalls können sich hinter Schwindelgefühlen schwerwiegende Erkrankungen des Gehirns oder ein Schlaganfall verbergen. Deshalb im Zweifelsfall einen Arzt auf suchen.

Schwindel im Alter

Gerade bei älteren Menschen, die oftmals eine Reihe verschiedener Medikamente einnehmen, kann Schwindel als Nebenwirkung einer Arzneitherapie auftreten. Findet der Arzt keine spezifische Ursache, lautet die Diagnose möglicherweise Altersschwindel. Wegen der Unsicherheit beim Gehen und der Angst vor Stürzen tendieren viele Betroffene dazu, lieber im sicheren Sessel sitzen zu bleiben. Vor dieser Strategie warnt Walterscheid-Müller, "weil Muskeln und Sinnesorgane dadurch weiter einrosten". Deshalb raten Experten, so weit wie möglich in Bewegung zu bleiben.

Dr. rer. nat. Anne Benckendorff

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