Dr. Karen Zoufal
|
04.12.2020
Stresshormone und bestimmte Immunzellen können auch Jahre nach der Krebstherapie zum Wiederauftreten von Tumoren beitragen, indem sie ruhende Krebszellen aktivieren. Dies haben Forscher durch Tierversuche herausgefunden. Gleichzeitig ist es ihnen gelungen, diesen Prozess durch Medikamente zu hemmen.
Bei Mäusen mit Lungenkrebs, die Stress ausgesetzt waren, wuchsen Wochen nach erfolgreicher Operation und Chemotherapie erneut Tumore. Bei nicht gestressten Tieren war das nicht der Fall. Im Blut der gestressten Tiere fanden die Forscher zwei Proteine, die von bestimmten Immunzellen, den sogenannten neutrophilen Granulozyten, produziert werden, wenn diese Stresshormonen ausgesetzt sind. Bei Mäusen, die nicht in der Lage waren, diese Proteine zu bilden, kamen die Tumoren deutlich seltener zurück. Auch wenn gestresste Mäuse mit Betablockern behandelt wurden, die normalerweise bei Bluthochdruck zum Einsatz kommen und auch die Wirkung von Stresshormonen mindern, wuchsen seltener neue Tumore. Dies berichten die Forscher im Fachmagazin „Science Translational Medicine“.
Betablocker gegen Stresshormone
Anschließend werteten die Forscher Daten von 80 Patienten mit Lungenkrebs aus. Dabei fanden sie erneut einen Zusammenhang zwischen den beiden mit Stress assoziierten Proteinen und einem früheren Wiederauftreten des Tumors nach der Behandlung. Die Forscher vermuten nun, dass auch bei Menschen die Hemmung der Stresshormone durch Betablocker dazu beitragen könnte, ein erneutes Tumorwachstum zu verhindern.
Das Wiederauftreten von Tumoren Jahre nach einer scheinbar erfolgreichen Behandlung des Tumors ist eine der Haupttodesursachen bei Krebspatienten. Das ist oft auf verbleibende Tumorzellen zurückzuführen, die im Körper schlummern.
DOI: 10.1126/scitranslmed.abb5817