24.03.2015
Der künstliche Süßstoff Saccharin scheint mehr zu können, als Kaffee zu süßen. Neue Studien deuten darauf hin, dass man auf Basis des Zuckerersatzstoffes Medikamente entwickeln könnte, die das Krebswachstum bremsen.
In einer aktuellen Studie hatten US-Forscher herausgefunden, wie Saccharin an ein spezielles Enzym, die Carboanhydrase IX, bindet und dieses ausschaltet. Das Enzym trete bei vielen aggressiven Krebsformen in Brust, Lunge, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse und Gehirn auf und begünstige unter anderem das Wachstum und die Ausbreitung von Tumoren. Die Carboanhydrase IX reguliere den pH-Wert in und um Krebszellen zugunsten des Tumors, erläuterten Dr. Robert McKenna von der University of Florida und sein Team auf einer Chemiker-Tagung in den USA. Medikamente auf Grundlage von Saccharin, die das spezielle Enzym ausschalten, könnten demnach in der Lage sein, das Wachstum bösartiger Tumore zu verlangsamen und sie möglicherweise für eine Chemo- oder Radiotherapie angreifbarer zu machen, hoffen die Forscher.
Die Crux bestand bislang allerdings darin, dass im menschlichen Körper noch weitere Carbonanhydrasen existieren, die sich alle sehr ähnlich sind und durchaus wichtige Aufgaben haben, zum Beispiel für die Atmung, den Augeninnendruck oder die Nierenfunktion. Diese ebenfalls auszuschalten, wäre schlecht. Das Ziel bestand daher darin, eine Substanz zu finden, die nur mit der Carboanhydrase IX reagiert. In einer früheren Studie hatten Forscher um Dr. Claudiu T. Supuran von der Universität Florenz in Italien zeigen können, dass Saccharin ein möglicher Kandidat sein könnte. Es blockiert die Carbonanhydrase IX, jedoch nicht die anderen 14 Carboanhydrasen. McKenna und sein Team testen nun, wie der künstliche Süßstoff beziehungsweise Substanzen auf Saccharin-Basis im Labor auf Brust- und Leber-Krebszellen wirken.
HH