LAK Hessen/NK
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31.08.2024
Neben natürlichen Alterungsprozessen wie einer nachlassenden Muskelkraft oder sensorischen Einbußen können Erkrankungen der Mundhöhle wie Krebs im Rachen und in der Speiseröhre, aber auch neurologische Leiden zu einer Schluckstörung führen. Auch Morbus Parkinson und Multiple Sklerose, Schlaganfälle, Hirntumore, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Alzheimer-Demenz sind mögliche Ursachen für eine Dysphagie. Schluckbeschwerden treten zudem bei der Refluxkrankheit, bei der Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt.
Bei starken Schluckstörungen verlieren die Betroffenen die Lust am Essen und Trinken. Manche Patienten ziehen sich sozial zurück, da sie gemeinsame Mahlzeiten vermeiden möchten. „Die Abneigung gegen die Nahrungsaufnahme kann zu Mangelernährung und Abmagerung führen. Wer zu wenig trinkt, riskiert eine Dehydrierung. Einige Betroffene sind sich selbst nicht bewusst, dass sie zu wenig Nahrung oder Flüssigkeit aufnehmen“, warnt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen
Nahrung besser schluckbar machen
Bei einer ausgeprägten Schluckstörung kann Nahrung in pürierter Form besser aufgenommen werden. Viele Gemüsesorten und Fleisch können ohne Probleme püriert werden. „Da das Auge bekanntlich mitisst, sollte man die pürierte Nahrung appetitlich anrichten“, rät Funke.
Zudem gibt es flexible Löffel, die das Schlucken unterstützen, da der Nahrungsbrei seitlich in die Mundhöhle gelangt, wenn der Löffel durch die Zunge an den Gaumen gedrückt wird. Ein weiterer Trick ist Zitronensaft im Essen. Dieser regt den Speichelfluss an und löst den Schluckreflex aus. Flüssigkeiten können zudem angedickt und mit speziellen Dysphagie-Tassen angeboten werden. Im Handel gibt es zudem Trinknahrung in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die durch ihre Konsistenz leicht zu schlucken ist.
Probleme beim Schlucken von Arzneimitteln
Schluckstörungen machen auch vor der Einnahme von Arzneimitteln nicht halt, aber auch hierbei gibt es Möglichkeiten, die Patienten zu unterstützen. „Einige Medikamente sind nicht nur als Tabletten erhältlich, sondern auch in flüssiger Form, manchmal auch als Salbe, beziehungsweise Pflaster zur Anwendung auf der Haut. Längliche Tabletten sind in der Regel leichter zu schlucken als ovale oder gar runde. Sprechen Sie mit Ihrem Apotheker, wenn Sie eine andere Form der Tabletten bevorzugen, denn manchmal gibt es eine Alternative, die dann auch verordnet werden kann“, rät Funke.
In der Apotheke vor Ort gibt es zudem einen gelartigen Film, der über raue oder bittere Tabletten gezogen werden kann, um sie leichter schluckbar zu machen. Wenn Tabletten nüchtern eingenommen werden müssen, kann man vorher den Mund mit Wasser, speziellen Sprays, Feuchtigkeitsgelen oder Spüllösungen anfeuchten. Darf das Medikament zum Essen eingenommen werden, machen Lebensmittel wie Bananensaft, Apfelmus, Joghurt, Marmelade, Kartoffelbrei oder Honig die Tabletten leichter schluckbar. „Zu berücksichtigen sind dabei unbedingt mögliche Interaktionen zwischen Nahrung und Arzneimitteln. Milch und Milchprodukte schwächen die Wirkung vieler Antibiotika, während Grapefruitsaft den Effekt einer Vielzahl von Medikamenten beeinflussen kann. Zu diesen Wechselwirkungen berät sie das Team in der Apotheke vor Ort“, sagt Funke.
Ursache ärztlich abklären lassen
Wichtig ist: Wenn Schluckstörungen über einen längeren Zeitraum anhalten, ist ein Arztbesuch unbedingt notwendig, um die Ursache abzuklären und gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten. Es gibt Medikamente, die die Beweglichkeit der Speiseröhre fördern. In einigen Fällen hilft auch Physiotherapie. Ist die Speiseröhre durch einen Tumor oder entzündliche Engstellen blockiert, kann sie unter Umständen durch eine Operation oder ein Laserverfahren befreit werden.