In Deutschland sinkt die Zahl der Menschen, die an einem Schilddrüsenkarzinom sterben – dank besserer Therapien und verfeinerter Diagnostik. Neue Substanzen, die krankes Gewebe gezielt markieren, erlauben es Nuklearmedizinern, Karzinome genauer zu charakterisieren, sogar bevor der Tumor ertastbar ist.
Dieser Zeitgewinn ist wichtig. Denn ein schwerer Verlauf sollte möglichst früh erkannt werden. Nur so kann der Krebs direkt zu Anfang aggressiv behandelt werden. Eine wirksame Zugabe oder manchmal auch Alternative zu einer chirurgischen Entfernung des kranken Gewebes ist die Radiojodtherapie.
In der Schilddrüse reichert sich Jod sehr schnell an. Diese Eigenschaft nutzen die Nuklearmediziner gezielt aus und geben dem Patienten radioaktives Jod. Dieses wird nur in der Schilddrüse eingelagert und zerstört dort durch seine Strahlung auch das vom Krebs betroffene Gewebe, gegebenenfalls auch Absiedlungen, so genannte Metastasen, in Lymphknoten oder Organen. "Diese Therapie ist in der Regel wesentlich effektiver und gezielter, als eine herkömmliche Bestrahlung", sagt Dr. Samer Ezziddin, Leitender Oberarzt an der Klinik für Nuklearmedizin am Bonner Universitätsklinikum. In einigen Fällen führt sie jedoch nicht zum Ziel. Der Krebs muss dann mit Bestrahlungen und möglicherweise einer Chemotherapie bekämpft werden.
Etwa sechs von 100.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland neu an Schilddrüsenkrebs. Neben Jodmangel erhöht auch radioaktive Strahlung das Risiko zu erkranken deutlich. So ist in den Gebieten, die vor 25 Jahren durch die Havarie des Kraftwerks Tschernobyl verstrahlt wurden, die Zahl der Erkrankungen deutlich höher.
Universität Bonn