13.08.2015
Jemanden auf sein Übergewicht aufmerksam zu machen, könnte sich laut den Forschern der Universität Liverpool eher negativ auf das Abnehmen auswirken. Für ihre Analyse werteten sie zwei amerikanische und eine englische Studie aus und kamen zu dem Ergebnis: Übergewichtige, die sich ihrer Kilos bewusst sind, nehmen noch weiter zu anstatt auf ihre Ernährung zu achten. Für Menschen, die sich selbst nicht als übergewichtig wahrgenommen haben, galt das den Forschern zufolge nicht. Die mehr als 14.000 Teilnehmer wurden für die Studie über sieben, zehn und 22 Jahre regelmäßig über ihre Gesundheit befragt.
Wer sich als zu schwer empfindet, überisst sich also häufiger. Warum das so ist, erklärt Dr. Eric Robinson vom Institut für Psychologie, Gesundheit und Gesellschaft der Universität Liverpool: „Sich bewusst zu werden, dass man übergewichtig ist, löst Stress aus. Das erschwert wiederum die Möglichkeit, gesunde Entscheidungen zu treffen“. Für ihn ist dies eine schwierige Erkenntnis für das Gesundheitssystem, denn: „Menschen bewusst zu machen, dass sie übergewichtig sind, sollte eigentlich dazu führen, dass sie eher einen gesünderen Lebensstil annehmen und Gewicht verlieren.“ Er sieht die Gesellschaft in der Verantwortung, die Diskriminierung von übergewichtigen und adipösen Menschen zu überdenken, da diese unter großen Selbstzweifeln leiden. Es gebe laut Robinson bessere Möglichkeiten, Menschen zu ermutigen, ihre Lebensweise zu ändern – dazu gehöre nicht, Übergewichtige als abstoßend darzustellen.
LF/NK