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20.12.2024 10:21 Uhr
In Blutproben von Menschen mit HIV und gesunden Personen waren Entzündungsmarker während des Lockdowns gleichermaßen niedrig, stellen Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Frontiers of Immunology“ fest. Doch als die Forschenden im Labor Immunzellen aus dem Blut mit Viren und Bakterien zusammenbrachten, reagierten diese viel stärker als Immunzellen von Personen, für die kein Lockdown galt.
Überreaktion des Immunsystems
Professor Mihai Netea vom Radboud Universitätsklinikum in Nijmegen vermutet, dass die „Hygienehypothese“ die starke Immunreaktion erklären kann: Die Hypothese geht davon aus, dass ein regelmäßiger Kontakt mit Mikroorganismen von Vorteil ist, weil er das Immunsystem im Gleichgewicht hält. Zu wenige Kontakte mit Krankheitserregern und Umweltfaktoren könnten dagegen zu Überreaktionen des Immunsystems beitragen, was Entzündungen und Allergien zur Folge haben könnte.
Netea sagte: „In unserem täglichen Leben sind wir ständig verschiedenen Mikroorganismen ausgesetzt. Dies hilft dabei, unser Immunsystem zu trainieren und ihm beizubringen, zu erkennen, welche Mikroorganismen gefährlich und welche harmlos sind. Während des Lockdowns fehlte uns diese Interaktion, weil alle zu Hause blieben und sich aus dem Weg gingen. Infolgedessen zeigten Immunzellen, die Mikroorganismen ausgesetzt waren, während und unmittelbar nach den Lockdown-Zeiten eine weniger gut regulierte Reaktion, was zu übermäßiger Entzündung führte.“
Die Studie ergab auch, dass Impfstoffe und Covid-19-Infektionen die Reaktion des Immunsystems beeinflussten. Aber diese Auswirkungen waren relativ gering, von kurzer Dauer und im Vergleich zu den Auswirkungen der Lockdowns auf das Immunsystem vernachlässigbar, erklärte Netea.
Quelle: DOI: 10.3389/fimmu.2024.1459593