05.12.2014
Etwa ein Drittel der Pflegeheimbewohner, die blutdrucksenkende Mittel erhalten, bekommt zu viel des Guten. Das haben Professor Dr. Reinhold Kreutz und Kollegen vom Institut für klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité Berlin ermittelt.
Das Forscherteam hatte die Medikation der Bewohner von zwölf stationären Pflegeeinrichtungen in Berlin unter die Lupe genommen und den Probanden dreimal über einen Zeitraum von sechs Monaten den Blutdruck gemessen. 90 Prozent der 177 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren waren von Bluthochdruck betroffen. 84 Prozent erhielten mindestens ein blutdrucksenkendes Medikament, bei 41 Prozent waren es sogar drei oder vier Wirkstoffe, schreiben die Pharmakologen in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“.
Bei 30 Prozent der behandelten Senioren lag der obere, systolische Blutdruck zwar noch über der Grenze von 140 mmHg. Bei 34 Prozent lag der Blutdruck allerdings unter dem für Patienten dieser Altersgruppe empfohlenen Wert von 120 mmHg. Nicht nur die Zahl der Medikamente war nach Einschätzung von Kreutz zu hoch, auch die Auswahl der Wirkstoffe sei problematisch gewesen. Mehr als 60 Prozent der Patienten erhielten Diuretika, unter denen es bei zu geringer Trinkmenge zu Elektrolytstörungen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder Denkstörungen kommen kann. Um eine Überbehandlung zu vermeiden, empfiehlt Kreutz, die Therapie regelmäßig durch Blutdruckkontrollen zu überprüfen und anzupassen.
PZ/DH