22.09.2011
Bei den alten Kulturvölkern gehörte daher die Zungendiagnostik schon immer zu den festen Bestandteilen bei der Untersuchung kranker Menschen. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sowie in der indischen Heilkunde Ayurveda geht man davon aus, dass sich Veränderungen beziehungsweise Krankheiten der Organe auf der Zunge ablesen lassen. Selbst Menschen, die mit der Medizin wenig vertraut sind, wissen, dass sich bei Magen-Darm-Störungen oder bei fieberhaften Infektionskrankheiten ein Zungenbelag bildet. Wer einmal seine Zunge in aller Ruhe vor dem Spiegel betrachtet, wird erstaunt feststellen, wie viele Unterschiede sich ausmachen lassen, sowohl was den Zungenbelag betrifft, als auch die Farbe der Zunge, ihre Dicke und ob sie von Furchen oder Narben durchzogen ist.
Weshalb aber reagiert gerade die Zunge so sensibel auf Veränderungen im Körper? Weil sie sowohl mit dem Gehirn als auch mit den inneren Organen direkt verbunden ist. Vier große Nerven, die für den Geschmack, für das Hitze- sowie das Kälteempfinden, für den Schmerz und die Beweglichkeit verantwortlich sind, durchziehen die Zunge.
Je nach Lehransatz gibt es bei der Diagnose Unterschiede. Im Ayurveda beispielsweise bedeutet eine blasse, weißliche Zunge eine Begleiterscheinung für das Abnehmen der roten Blutzellen oder für vorhandene Blutarmut, eine gelbliche Zunge zeigt Störungen in der Leber oder Gallenblase an und eine bläulich gefärbte Zunge gilt als Hinweis auf ein Herzleiden. Die normale Zunge ist blassrot, ein wenig feucht und beweglich. Sie hat einen dünnen weißlichen Belag, der ein Zeichen dafür ist, dass der Magen die Nahrung gut verdaut hat.
Aufbau der Zunge
Der Zungenrücken besteht aus zwei Hälften. Er ist mit einer relativ dicken Schleimhaut überzogen. Es sind Blutgefäße, Nerven und viele kleine Drüsen erkennbar, die für ständige Spülung mit Speichel sorgen. Auf der Schleimhaut sitzen die Papillen, einige haben mechanische Aufgaben, andere sind für den Geschmack zuständig. Jede Papille ist von einem Graben umgeben, in den kleine Spüldrüsen münden; hier liegen auch die Geschmacksknospen. Bei Störungen durch eine Krankheit kann sich ein weißer Belag aus Speiseresten, Schleim und Mikroorganismen bilden.
Eine normale Zunge ist glatt, samtartig, blassrosa und hat eine gleichmäßige Oberfläche. Sie ist weder vergrößert noch verkleinert. Treten Abweichungen auf, sind dies Hinweise auf eine innere Störung.
Wer es genau wissen möchte, kann seine Zunge selbst begutachten. Hinweise zur Deutung gibt der Selbsttest Zungendiagnostik auf aponet.de.
Marion Hughes/Raufeld