16.05.2012
"Damit sind die deutschen Jugendlichen traurige Spitzenreiter in Sachen Körperunzufriedenheit." Dieses Fazit zieht die Gesundheitswissenschaftlerin Professorin Dr. Petra Kolip von der Universität Bielefeld nach dem Vergleich mit internationalen Daten. Sie leitete den deutschen Teil einer Studie der Weltgesundheitsorganisation, an der 39 Länder aus Europa und Nordamerika teilgenommen haben.
"Auffällig ist zudem, dass der Zusammenhang zwischen körperlicher Unzufriedenheit und dem tatsächlichen Körpergewicht stark verzerrt ist", ergänzt Dr. Jens Bucksch, der an der Universität Bielefeld ebenfalls zum Studienteam gehörte. "Erstaunlich viele normalgewichtige deutsche 15-Jährige empfinden sich als zu dick. Nämlich 50 Prozent der Mädchen und 30 Prozent der Jungen. Das gibt aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht Anlass zur Sorge", folgert Bucksch. Diese Fehleinschätzung führt häufig zu unnötigen Diäten, Unzufriedenheit und einer erhöhten psychischen Belastung.
Bemerkenswert ist auch der Geschlechterunterschied in der Selbstwahrnehmung, der sich in allen Ländern zeigt. "Dass sich mehr Mädchen als Jungen als zu dick beschreiben, lässt sich unter anderem damit erklären, dass sich Mädchen durch die körperlichen Veränderungen mehr vom gängigen Schlankheitsideal entfernen. Mit der Pubertät runden sich die Hüften, das macht manchen Mädchen zu schaffen", erklärt Kolip. "Jungen hingegen nähern sich dem Schönheitsideal an, aber auch sie sind vermehrt einem Körperkult ausgesetzt. Dass sich viele Jungen als zu dünn wahrnehmen, ist hier die Kehrseite der Medaille."
UB/PEF