14.07.2014
Schon länger grübeln Forscher über einem Phänomen, das als Übergewichts-Paradoxon bezeichnet wird. Demnach ist es zwar definitiv nicht gesund, zu viel Gewicht mit sich herumzuschleppen, in manchen Fällen scheint es aber auch nicht so schlecht zu sein – zum Beispiel für das Risiko, an einer Herzkrankheit zu sterben.
Eine aktuelle Studie von US-Forschern bestätigt dieses Übergewichts-Paradoxon nun erneut. Aus ihrer Übersichtsarbeit von 36 Studien geht hervor, dass sowohl die allgemeine Sterberate, als auch die Gefahr, speziell an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bzw. noch spezieller, an einem Herzinfarkt zu sterben, bei übergewichtigen Patienten am niedrigsten war.
Anders bei Menschen mit zu wenig Speck auf den Rippen. Musste bei ihnen aufgrund einer koronaren Herzkrankheit eine Bypass-Operation durchgeführt werden, war bei ihnen besagte Gefahr höher. Das Risiko, innerhalb von durchschnittlich 1,7 Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden oder sogar daran zu sterben, war bei ihnen um das fast Zwei- bis Dreifache erhöht. Für übergewichtige bis fettleibige Patienten sahen die Prognosen auch im Vergleich zu Normalgewichtigen günstiger aus. Über einen kurzen Zeitraum gesehen scheint Übergewicht, zumindest für einen Teil der Betroffenen, nicht so nachteilig zu sein, wie oft angenommen.
Über die Frage, warum das so sei, könne man nur spekulieren, sagt Dr. Abhishek Sharma von der State University of New York. Denkbar wäre, dass Menschen mit Übergewicht eher Mittel verschrieben bekämen, die das Herz schützen, wie Statine oder Betablocker, und das in höheren Dosen als bei Normalgewichtigen. Auch sei der Stoffwechsel von Übergewichtigen vielleicht leistungsfähiger, was bei einer chronischen Erkrankung der Herzkranzgefäße schützend wirken könnte. Genetische Faktoren seien ebenfalls denkbar. Eine weitere Studie deutet zudem darauf hin, dass auch die Zusammensetzung der Körpermasse beim Übergewichts-Paradoxon eine Rolle spielt.
HH