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14.12.2021
Bei mehr als 1.500 vor der 30. Schwangerschaftswoche geborenen Babys wurde nach dem Zufallsprinzip die Nabelschnur entweder binnen zehn Sekunden oder erst eine Minute nach der Geburt abgeklemmt. Ein Vergleich des Gesundheitszustandes zum zweiten Geburtstag zeigte, dass mehr Babys überlebt hatten und weniger schwer behindert waren, wenn die Nabelschnur erst mit Verzögerung abgeklemmt worden war: Die Sterblichkeit war um 30 Prozent verringert und die Wahrscheinlichkeit einer schweren Behinderung um 12 Prozent niedriger. Säuglinge, deren Nabelschnur später abgeklemmt worden war, benötigten außerdem zu 15 Prozent seltener eine Bluttransfusionen nach der Geburt.
Würde diese Maßnahme weltweit angewendet, so könnten in den nächsten zehn Jahren 50.000 sehr früh geborene Babys ohne schwere Behinderung überleben. Professor William Tarnow-Mordi vom Zentrum für Neonatalmedizin am Universitätsklinikum Sydney ist der Meinung, dass diese einfache Methode erhebliche Auswirkungen haben könnte: „Es ist sehr selten, eine Maßnahme mit solch einer Wirkung zu finden, die kostenlos ist und nichts Raffinierteres als eine Uhr erfordert. Dies könnte erheblich zum Ziel der Vereinten Nationen beitragen, Todesfälle bei Neugeborenen und Kindern unter fünf Jahren zu vermeiden.“
Das verzögerte Abklemmen der Nabelschnur ist bei reifen Neugeborenen Routine, damit sich das Neugeborene an das Leben außerhalb der Gebärmutter anpassen kann. Sehr früh geborene Babys werden jedoch zügig abgeklemmt, damit sie schnell in ärztlich Behandlung kommen, falls sie Unterstützung beim Atmen benötigen.
Die Forscher glauben, dass Babys beim späteren Abklemmen der Nabelschnur zusätzliche rote und weiße Blutkörperchen und Stammzellen aus der Plazenta bekommen, was ihnen hilft, einen ausreichenden Sauerstoffspiegel zu erreichen, Infektionen zu kontrollieren und verletztes Gewebe zu reparieren.
Quelle: DOI 10.1016/S2352-4642(21)00373-4