02.05.2014
Noch vor einem Jahrzehnt war die Entzifferung des gesamten Erbgutes eines Menschen ein riesiger Aufwand. Mittlerweile aber sei dies in nur wenigen Tagen möglich, und zwar zu deutlich gesunkenen Kosten, so Professor Dr. Ottmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, auf dem diesjährigen Internisten-Kongress in Wiesbaden. Das verschafft auch der Krebsforschung ganz neue Möglichkeiten. So erfassen und analysieren im Internationalen Krebsgenom-Konsortium Wissenschaftler aktuell bei weltweit 25.000 Patienten mit den gängigsten 50 Tumorarten individuell das gesamte Erbgut.
Diese Forschungsarbeiten hätten sich bereits jetzt als Fundgrube zum Nachweis genetischer Veränderungen bei Krebspatienten erwiesen. So zeigte sich unter anderem, dass es bei ein und derselben Krebsdiagnose erhebliche individuelle Unterschiede bezüglich der genetischen Auslöser des Krebsleidens gibt. Diese sind dafür verantwortlich, dass die Krankheit oft von Patient zu Patient recht unterschiedlich verläuft, erläuterte Wiestler. Die Unterschiede bei den krebsauslösenden Erbfaktoren können künftig – und teils auch schon heute – zu je nach Patient unterschiedlichen Behandlungsansätzen führen.
Die intelligente Kombination solcher neuer mit herkömmlichen Therapieverfahren bewertet Wiestler als sehr aussichtsreich für künftige Krebstherapien: "Dieser Ansatz könnte es ermöglichen, bösartige und erst in einem späten Tumorstadium diagnostizierte Krebserkrankungen über längere Phasen zu kontrollieren und in ein chronisches, beherrschbares Stadium der Erkrankung zu überführen."
FS