Herbstanfang: Zeit, den Drachen aus dem Keller zu holen und mit den Kindern Blätter und Kastanien zu sammeln. Herbst – das bedeutet aber auch, dass man sich auf vermehrte Infekte einstellen muss. Gerade die Kleinen scheinen geradezu wöchentlich einen neuen Infekt aus Kita oder Kindergarten nach Hause zu tragen und brauchen dann neben einer Therapie vor allem Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Wickel stellen ein ideales Hausmittel dar. Denn neben ihrer Wirkung auf den Körper zeigen sie einen großen psychologischen Effekt: Sie vermitteln den Kranken das Gefühl, umsorgt zu werden, und auch die (Groß-)Eltern fühlen sich gut, wenn sie sich mit eigenen Händen um ihre Lieben kümmern, ihnen helfen können.
Salzwickel für den schmerzenden Hals
Eine Erkältung macht sich in der Regel zunächst am Hals bemerkbar. Wenn es hier kratzt und das Schlucken wehtut, kann ein Halswickel Linderung verschaffen. Der dafür geeignete, einfache Salzwickel ist schnell zubereitet: Man löst eine Handvoll Meersalz in warmem bis heißem Wasser auf und tränkt ein Leinentuch (Taschen- oder Geschirrtuch) darin. Dieses wringt man gut aus, legt es dem Patienten um den Hals, deckt es eventuell noch mit einem Plastikfolienstreifen ab und wickelt einen trockenen Seiden- oder Wollschal darum. Die Wärme tut dem Patienten unmittelbar gut, die Feuchte verlängert die Hitzewirkung und das Salz wirkt zudem abschwellend, wodurch die Schluckbeschwerden nachlassen. Der Umschlag kann so lange am Hals bleiben, bis er merklich abkühlt, gegebenenfalls auch über Nacht.
Kartoffelwickel für die Bronchien
Fest sitzender, trockener Husten bereitet Schmerzen und lässt Nächte lang werden. Um den Husten zu lockern, helfen neben hustenreizstillenden Medikamenten aus der Apotheke auch heiße Kartoffelwickel, die man auf die Brust legt und dort bis zum Abkühlen belässt. Für das Präparieren muss man allerdings ein wenig Zeit einplanen. Zunächst werden etwa fünf Kartoffeln gekocht. Diese legt man heiß und ungeschält in ein mit Haushaltspapier ausgekleidetes Geschirrtuch und faltet dies zu einem Päckchen. Dann zerdrückt man die Kartoffeln und verschließt das selbstgemachte Wärmekissen mit Heftpflaster.
Da der Wickel anfangs sehr heiß ist, kann man die Brust zunächst noch mit einem zusätzlichen Tuch schützen, bis die Temperatur toleriert wird. Schließlich wickelt man ein Außentuch (Wollschal oder Frotteetuch) um Oberkörper und Kompresse, um die Hitze möglichst lang zu speichern. Wärmewickel helfen übrigens auch bei Nacken- und Rückenschmerzen oder Muskelverspannungen.
Wadenwickel zur Fiebersenkung
Als Klassiker unter den Hausmitteln gelten unbestritten die Wadenwickel bei Fieber. Sie werden angewandt, wenn die Körpertemperatur 39 Grad Celsius beträgt, jedoch nicht wenn das Fieber noch in der ansteigenden Phase ist oder Hände und Füße des Fiebernden kalt sind. Für die Behandlung taucht man zwei Tücher in 30 bis 35 Grad Celsius warmes Wasser, wringt sie leicht aus und wickelt sie jeweils vom Knöchel bis unterhalb des Knies des Kranken.
Nach 10 bis 15 Minuten müssen die Wickel erneuert werden, um einen Wärmestau zu vermeiden. Insgesamt kann man die Umschläge drei bis vier Mal wechseln, die Temperaturabnahme sollte aber nicht mehr als 1 bis 1,5 Grad Celsius betragen, damit der Kreislauf nicht überlastet wird. Der Effekt der Wickel beruht darauf, dass sie dem Körper durch die Verdunstungskälte Wärme entziehen.
Ein paar abschließende Tipps: Wickel sind ein sehr altes Hausmittel, weshalb man traditionell nur Naturmaterialien verwendet. Das Innentuch sollte aus Leinen, Baumwolle oder Seide, das isolierende Außentuch aus Frottee, Wolle oder (am Hals) aus Seide bestehen. Für alle feuchten Wickel gilt: Wenn die Haut im Anschluss spannt, kann man sie mit Olivenöl oder einem Körperöl einreiben. Generell ist dazu zu raten, sich ausreichend Zeit zu nehmen und Stress zu vermeiden. Halten die Beschwerden trotz Behandlung an, ist ein Gang zum Arzt unerlässlich.
Apothekerin Conny Becker