28.01.2016
„Es sind vor allem soziale Faktoren, die für die Unterschiede verantwortlich sind“, sagte Professor Dr. Andreas Stang, Epidemiologe am Universitätsklinikum Essen und Autor des entsprechenden Kapitels im Herzbericht. Schlechte Bildung, Arbeitslosigkeit und eine prekäre soziale Lage seien etwa in Sachsen-Anhalt deutlich weiter verbreitet als in der alten Bundesrepublik. Beobachtungsstudien hätten gezeigt, dass drohende oder bestehende Arbeitslosigkeit sowie eine geringe Bildung mit Rauchen, körperlicher Inaktivität und ungesunder Ernährung in Zusammenhang stünden. Ein solcher Lebensstil könne wiederum zu Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck führen.
Um das Problem an der Wurzel zu packen, reiche es daher nicht, nur die biomedizinischen Faktoren zu diskutieren. „Das ist ein Auftrag an die Politik“, so Stang. Die Arbeitslosigkeits- und Bildungsverlierer-Quoten zu senken, die Vermittlung von Gesundheitswissen in Schulen zu stärken und einen besseren Nichtraucherschutz durchzusetzen sei ebenso wichtig wie die medizinischen Faktoren. Dazu gehöre es, noch nicht aufgedeckte Fälle von Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen durch Vorsorgeuntersuchungen zu entdecken und dann konsequent zu behandeln. „Die Zahl der unentdeckten Hochdruckpatienten und Diabetiker geht in die Millionen. Deshalb müssen gerade in diesen Regionen die Menschen für die Bedeutung der Messung von Bluthochdruck, Cholesterol und Blutzucker sensibilisiert werden“, so Stang.
Die Ergebnisse der von Stang geleiteten Studie „Kardiovaskuläre Risikofaktoren im Bundeslandvergleich“ sind 2014 im „Deutschen Ärzteblatt“ erschienen. Der von der Deutschen Herzstiftung in Kooperation mit mehreren kardiologischen Fachgesellschaften herausgegebene Herzbericht ist über diesen Link abrufbar.
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