23.05.2017
Ist das Herz zu schwach, um genug Blut in die Arterien des Körpers zu pumpen, sind mitunter schon leichtere körperliche Belastungen zu viel, Luftnot tritt auf, teils sogar in Ruhe, das Herz gerät aus dem Takt, es gibt Herzrhythmusstörungen. Unbehandelt kann eine solche Herzschwäche lebensbedrohlich werden. Und die Zahl Betroffener nimmt hierzulande nach wie vor zu. Erfreulich ist laut Professor Hein aber, dass der konsequente Einsatz moderner Medikamente in den letzten Jahren dazu beigetragen hat, die Aussichten und Beschwerden von Herzschwäche-Patienten zu verbessern.
Am Anfang der Therapie stehen oft entwässernde Mittel – Diuretika. Diese Arzneistoffe helfen zum einen, durch Herzschwäche bedingte Wasseransammlungen im Körper zu beseitigen, und zum anderen den Blutdruck sowie die Herzbelastung zu senken. Erweitert wird das Arsenal an Medikamenten unter anderem durch Arzneien, die sich gegen bestimmte Botenstoffe des Körpers richten, die den Blutdruck steigern und das Herz stark antreiben. Diese Botenstoffe sind das Angiotensin II und die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Die gegen diese Botenstoffe eingesetzten Arzneimittel sind sogenannte ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten und bestimmte Betablocker. Gerade auch Betablocker müsse man Hein zufolge mit Bedacht einsetzen. Zwar sei es auf Dauer sehr gut, wenn das Herz durch Betablocker bedingt nicht zu hart arbeitet. Senkt man die Herzleistung aber zu sehr, leistet das ohnehin schwache Herz deutlich zu wenig und kann den Körper nicht mehr mit Blut versorgen. Oft werden Medikamente bei Herzschwäche in Kombination eingesetzt.
Professor Hein wies darauf hin, dass man sorgsam auf unerwünschte Wirkungen der Arzneien achten sollte, so etwa auf mögliche Veränderungen der Blutgehalte für das Herz wichtiger Mineralstoffe. Zu nennen sind hier Kalium, Natrium, Calcium oder Magnesium. Verändert sich der Kaliumwert im Blut zu sehr, kann das starke Herzrhythmusstörungen zur Folge haben. Wichtig sei laut Professor Hein auch, dass Patienten zwar ausreichend, aber nicht zu viel trinken – etwa anderthalb bis zwei Liter Flüssigkeit am Tag. Um die richtige Balance von Flüssigkeitsaufnahme und -verlusten zu finden, empfahl Hein ein einfaches Messgerät: die Körperwaage. Trink man deutlich zu wenig, verliert man an Gewicht. Trinkt man zu viel, legt man Gewicht zu. Zudem weisen Gewichtveränderungen bei moderaten Trinkmengen auf Fehldosierungen entwässernder Arzneimittel hin. Zudem kann eine Gewichtzunahme durch Wasserablagerungen im Körper Zeichen für eine weiter verschlechterte Herzfunktion sein, so dass der behandelnde Arzt darauf hingewiesen werden sollte, damit er die Therapie anpassen kann. Wichtig sei laut Hein auch, dass sich Menschen trotz Herzschwäche im Rahmen ihrer Möglichkeiten genug bewegen.
Als aktuelle Entwicklung im Bereich der Arzneien gegen Herzschwäche nannte Hein unter anderem ein Präparat, dass gleich zwei Arzneistoffe enthält und somit eine Doppelwirkung entfaltet: Es blockiert die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Angiotensin II, was unter anderem den Blutdruck senkt. Zudem steigt der Blutgehalt sogenannter natriuretischer Peptide, die die Belastung und ungünstige Umbauvorgänge des schwachen Herzens vermindern. Das neue Präparat gehört zu Gruppe der Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI). Mit all den heute verfügbaren Medikamenten und den Erfahrungen bei ihrer Anwendung haben Ärzte heutzutage einige Möglichkeiten, Menschen mit Herzschwäche zu helfen.
FS