09.03.2018
Wegen seiner praktischen Eigenschaften war Asbest lange Zeit als Werkstoff ausgesprochen beliebt – bis sich seine krebserregenden Eigenschaften zeigten. Wissenschaftler vom Universitätsspital Zürich fanden nun heraus, weshalb die Fasern dem Körper derart schaden. Die Ergebnisse sind im Fachblatt Oncogene nachzulesen.
Asbest gelangt durch die Lunge in eine Zellschicht, die sämtliche inneren Organe umgibt, das sogenannte Mesothel. Der Körper ist offenbar nicht in der Lage, die langen und spitzen Asbestfasern zu entfernen, weshalb sie im Mesothel hängen bleiben und das Gewebe immer wieder verletzen. Versuche mit Mäusen zeigten, dass diese Verletzungen eine Immunreaktion auslösen: Entzündungssignale werden ausgesandt und weiße Blutkörperchen angelockt. Im entzündeten Mesothel-Gewebe werden dann Signalstoffe für die Wundheilung aktiviert, die gleichzeitig die Zellteilung anregen und damit die Bildung von Tumoren fördern. Darüber hinaus fanden die Forscher eine Häufung von Mutationen in den Genen. Sie gehen davon aus, dass unter anderem dadurch die Immunreaktion gedämpft wird. Das Resultat: Entstehende Tumorzellen werden nicht mehr konsequent bekämpft und es kann Krebs entstehen.
„Bisher war der von Asbest verursachte Krebs eine Blackbox", sagt Studienleiterin Emanuela Felley-Bosco. Die Forscher hoffen nun, dass ihre Ergebnisse dabei helfen können, schon die frühen Signale der Entzündung zu erkennen und eine spezifische Therapie gegen den Mesothel-Krebs zu entwickeln. Ihre Erkenntnisse könnten zudem zum Verständnis anderen Krebsarten beitragen, die durch chronische Entzündungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Infektionen mit Helicobacter pylori verursacht werden können.
HH