Schaufensterkrankheit: Ballon statt Skalpell

Kurz gehen, dann wegen Schmerzen in einem Bein stehen bleiben, gerne vor einem Schaufenster, damit der Gehstopp nicht auffällt: Das ist typisch für die "Schaufensterkrankheit". Ein gefährliches Leiden. Man kann es aber gut behandeln. Und statt in schweren Fällen Gefäßumleitungen einzuoperieren, kann der Arzt Ballon katheter nutzen.

Zwei Rentner beim Spazierengehen
Bei der "Schaufensterkrankheit" kann man oft nur kurz gehen, dann muss man wegen Schmerzen in einem Bein stehen bleiben. Gerne vor einem Schaufenster, damit der Gehstopp nicht auffällt. Sich auf eine Parkbank setzen hilft auch.
© Daniel Etzold - Fotolia

In der medizinischen Fachsprache heißt die Schaufensterkrankheit periphere arterielle Verschlusskrankheit oder kurz PAVK. Ursache ist meist eine durch Arteriosklerose entstandene Blutgefäßverengung.

Die PAVK ist meist ein Fall für Gefäßspezialisten. Aus gutem Grund, so Professorin Dr. med. Edelgard Lindhoff-Last von der Universitätsklinik in Frankfurt am Main: "Unzureichend behandelt, kann die PAVK zu schweren Durchblutungsstörungen im betroffenen Bein führen. Das kann so weit gehen, dass die Durchblutung gar nicht mehr vorhanden ist. Schlimmstenfalls führt das zu offenen Stellen und möglicherweise zur Amputation des betroffenen Beins." Außerdem gilt eine gestörte Beindurchblutung als Warnzeichen, das an anderer Stelle Gefäße gefährlich verengt sein können. Es besteht ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Operation selten nötig

Um Betroffenen zu helfen, greifen Ärzte heute viel seltener zum Skalpell als früher, betont Lindhoff-Last. "In weniger schweren Fällen erreicht man oft auch ohne eine Operation viel durch eine optimale Therapie mit Medikamenten, vor allem aber durch einen veränderten Lebenswandel. Das heißt, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, ungünstige Cholesterinwerte oder Diabetes gut zu behandeln, das Rauchen aufzugeben und – sehr wichtig – konsequent Gehtraining zu betreiben." Dieses Training bringt Blutgefäße dazu, "Umgehungskreisläufe" um Verschlüsse in der Beinarterie herum auszubilden.

Wenn der Arzt aber doch Engstellen in Beinschlagadern von Patienten schnell wieder aufbekommen muss, kann er dafür neuerdings einen speziellen Ballonkatheter nutzen. Ein kleiner Einstich in eine Leistenarterie unter örtlicher Betäubung genügt, um von dort den Katheter bis zu kritischen Stellen in den Beinarterien vorzuschieben. "An diesem Katheter", erläutert Lindhoff-Last, "sitzt am Ende ein kleiner aufblasbarer Ballon, der an der Engstelle im Blutgefäß aufgeblasen wird. Er drückt dabei den Kalk an die Gefäßwand, damit das Blut wieder frei fließen kann. Dann wird der Katheter zurückgezogen. Auf der Ballonoberfläche ist ein Arzneistoff aufgetragen, der an der Engstelle beim Aufpumpen des Ballons in die Gefäßwand übergeht."

Ein Wirkstoff, der einen entscheidenden Nachteil ausgleicht, den man beim Aufdehnen von Blutgefäßen mit einem Ballonkatheter ohne Medikament hat: "Würde man wie früher eine Aufdehnung ohne den Arzneistoff durchführen, kann an der Stelle, an der das Gefäß aufgedehnt wird, im Laufe von drei bis sechs Monaten eine neue Engstelle entstehen. Das passiert dadurch, dass infolge des Aufdehnungsreizes die Gefäßwand anfängt zu wuchern." Gleiches kann beim Einsetzen einer metallenen Blutgefäßstütze, bei einem Stent, geschehen.

Mit dem vom Ballon in die Gefäßwand freigesetzten Wirkstoff lässt sich das Wiederzuwuchern sehr gut bremsen. Aktuelle Daten zeigen, dass auch medikamentenbeschichtete Stents diesen vorteilhaften Effekt in Adern des Unterschenkels haben, so wie man dass schon von anderen Gefäßabschnitten etwa im Herz kennt. Auch Stents werden per Katheter im verengten Blutgefäß platziert.

Wen mit Katheter behandeln?

Wer aber sollte mit einem Kathetereingriff behandelt werden? Lindhoff-Last: "Patienten, die keine Zeit oder Möglichkeit zum Gehtraining haben und eine schmerzfreie Gehstrecke von weniger als 200 Metern haben. Bei ihnen wird man zu einer Aufdehnung mit dem Ballonkatheter und/oder zu einer Stentimplantation raten. Mit Arzneistoffen beschichtete Ballons oder Stents können vor allem bei Patienten genutzt werden, die zum Wiederzuwachsen der Gefäßwände nach einem Eingriff neigen."

Den Nutzen einer Katheterbehandlung bemerken Patienten schnell: "Sie können rasch wieder beschwerdefrei längere Strecken laufen, wo sie vorher nur noch eine schmerzfreie Gehstrecke von vielleicht 50 oder 100 Metern hatten."

Dr. Frank Schäfer

5. Chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen

Sind die Nasennebenhöhlen dauerhaft entzündet, spricht der Arzt von einer chronischen Sinusitis. Sie ist eine der häufigeren Ursachen für lang anhaltenden Husten. In diesem Fall wird er dadurch ausgelöst, dass Schleim aus den Nasennebenhöhlen die Rachenhinterwand hinab läuft. Erreicht der Schleim die Luftröhre, kommt es zum Hustenreiz. Die chronische Nasennebenhöhlen-Entzündung entsteht, wenn Sekret nicht richtig durch die Nase abfließt. Dabei spielen möglicherweise eine Verkrümmung der Nasenscheidewand oder andere anatomische Engpässe in der Nase eine Rolle. Mitunter kann eine Operation, bei der die Nasenscheidewand begradigt wird, den Sekretabfluss steigern und so die chronische Sinusitis lindern oder beseitigen.

Apotheker Fabian Henkel

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