06.06.2012
"Wer krank ist, geht zum Arzt und erhält – je nach Diagnose – eine bestimmte Therapie verordnet. Dabei macht der Arzt in der Regel keinen Unterschied, ob er nun einen Mann oder eine Frau behandelt. Das sollte er aber", forderte Professor Dr. Oliver Wenzel auf einem großen Pharmazeutenkongress in Meran/ Südtirol. Der "kleine Unterschied" zwischen den Geschlechtern spiele in der Arzneitherapie eine große Rolle, so der Leiter des Instituts für Pharmazie an der Universität Jena.
So leiden Frauen beispielsweise öfter und intensiver an Osteoporose, Rheuma, Asthma, Migräne oder Diabetes. Männer treffen häufiger verschiedene Krebsarten, Herzleiden und Morbus Bechterew. "Nichtsdestotrotz konzentriert sich die Forschung grundsätzlich auf den männlichen Organismus", bedauert Wenzel. So verwenden viele Wissenschaftler männliche Versuchstiere. Zudem nehmen an klinischen Studien mehr Männer teil.
Dies hat Folgen. Wenzel weist darauf hin, dass unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln bei Frauen wesentlich häufiger auftreten. Laut dem Pharmakologen könne dies daran liegen, dass Frauen Arzneidosen erhalten, die aus Studienergebnissen mit Männern abgeleitet wurden. "Daneben spielen die Sexualhormone sicherlich eine wichtige Rolle."
PEF