08.11.2011
Etwa die Hälfte aller Antibiotika, die Kindern verschrieben werden, sind so genannte Breitband-Antibiotika, die zudem auch oft ohne entsprechende Indikation eingesetzt werden. Das haben Wissenschaftler der University of Utah in Salt Lake City, USA, herausgefunden. Diese Verschreibungspraxis birgt nicht nur Gefahren für die kleinen Patienten – sie kann auch Resistenzen fördern und verursacht hohe Kosten.
Die Wissenschaftler analysierten Daten aus den Jahren 2006 bis 2008, die die ambulanten Behandlungen von Kindern bei Kinderärzten, in Kinderkliniken und in Notfallambulanzen abbilden. Demnach wurde bei mehr als jedem fünften (21 Prozent) Besuch eines Kindes in einer ambulanten Einrichtung ein Antibiotikum verschrieben. In jedem zweiten Fall handelte es sich bei dem verschriebenen Medikament um ein Breitband-Antibiotikum. Bei fast einem Viertel der Fälle (23 Prozent) wurde das Antibiotikum gegen Atemwegserkrankungen verschrieben, für die der Einsatz von Antibiotika umstritten oder sogar kontraindiziert ist, zum Beispiel bei Asthma, viralen Lungenentzündungen oder anderen Atemwegsinfekten eingesetzt. Besonders häufig wurden Breitband-Antibiotika anstelle eines anderen Antibiotikums verschrieben, wenn das Kind unter 6 Jahren alt war oder wenn es privat versichert war.
Antibiotika galten lange als Wunderwaffe in der Medizin und haben seit ihrer Entdeckung im Jahr 1928 Millionen von Menschenleben gerettet. Der ungezielte Einsatz der Medikamente lässt die Wunderwaffe aber zunehmend stumpf werden. Der Grund: Die Bakterien setzen sich immer häufiger gegen Antibiotika zur Wehr. Schon kurz nachdem man Antibiotika einsetzte, entdeckte man in den 1940er Jahren die ersten Bakterienstämme, gegen die die Antibiotika nicht mehr wirkten.
Diese Resistenz wuchs mit der steigenden Verabreichung von Antibiotika. Die Industrie erfand neue Antibiotika, kurze Zeit später fand man Stämme, die auch resistent dagegen waren. Als man etwa in den 1980er Jahren in den USA Antibiotika der Wirkstoffgruppe der Flouroquinolone einführte, wurden 95 Prozent der bisher Antibiotika-resistenten Bakterienstämme damit vernichtet. Nach nur einem Jahr berichteten die Gesundheitsämter dann aber, dass 80 Prozent der Bakterienstämme auch gegen Flouroquinolone resistent geworden seien.
KK