Grippe-Impfung: Was ist neu, warum ist sie notwendig?

Die echte Grippe – auch Influenza genannt – wird durch Viren verursacht. Diese verändern sich jedes Jahr, mal mehr, mal weniger. Grippe-Impfstoffe müssen beständig daran angepasst werden. Welches ist der aktuelle Stand beim Thema Grippe?

Senioren-Paar sammelt bunte Blätter im Park
Ein wichtige Zielgruppe für die Impfungen gegen Grippe sind Menschen über 60, sie profitieren von diesem "Schutzschirm" besonders.
© Robert Kneschke - Fotolia

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) arbeitet mit Laboratorien in aller Welt zusammen, um zu beobachten, an welchen Influenza-Typen und -Untertypen Menschen erkranken. Aufgrund jahrelanger Erfahrungen wird dann abgeschätzt, gegen welche Viren die Impfung im kommenden Winter schützen soll. Im vergangenen Winter zirkulierte in Europa und auf anderen Kontinenten vorwiegend der Subtyp Influenza A (H3N2). Zusätzlich war das Influenza-B-Virus in einer neuen Version aktiv. Außerdem kursiert weiterhin das Virus, das die letzte Pandemie-Warnung ausgelöst hatte: Influenza A (H1N1). Die Impfstoffe für den kommenden Winter schützen gegen diese drei Viren.

Wer soll sich impfen lassen?

Die echte Virusgrippe ist kein normaler Husten. Sie kann hohes Fieber auslösen und den ganzen Körper stark belasten. Zudem schwächt sie das Immunsystem. Influenza fordert deshalb jedes Jahr vor allem unter den Senioren ab 60 Jahren und unter chronisch Kranken jeden Alters wie Asthmatikern, Herzkranken, Diabetikern oder Nierenkranken mehrere Tausend Todesfälle allein in Deutschland. Diesen Risikogruppen wird daher vorbeugend jedes Jahr im Herbst die Impfung empfohlen.

Seit 2009 sollen sich auch werdende Mütter impfen lassen, deren Schwangerschaft ab dem zweiten Drittel in den Winter fällt. "Kanadische Forscher haben jetzt in einer großen Studie nachgewiesen, dass Schwangere, die in der Grippe-Saison geimpft waren, im Vergleich zu Ungeimpften zu rund einem Drittel seltener Fehlgeburten oder Frühgeburten hatten", erläuterte Professor Dr. med. Klaus Wahle, Hausarzt und Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universitätsklinik Münster. Der Mediziner rät: "Wenn Sie einer der genannten Risikogruppen angehören, können Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin bitten, Sie regelmäßig jedes Jahr an die Impfung zu erinnern – per Brief, Telefonanruf oder SMS."

Moderne Impfstoffe

Moderne Grippe-Impfstoffe enthalten nur noch Teile des Erregers, keine ganzen Viren. Die Beistoffe Thiomersal oder Aluminiumsalze sind nicht mehr enthalten. Auch wer gegen Hühnereiweiß allergisch ist, kann geimpft werden – eventuell mit speziellen Zellkulturimpfstoffen. Für ältere Patienten, deren Immunsystem nicht mehr so gut arbeitet, gibt es besonders verstärkte Impfstoffe. "Für die Zukunft werden außerdem neue Impfstoffe erwartet, die kleine Kinder vor der Grippe schützen", so Wahle. "Es handelt sich um lebende Impfviren, die an niedrige Temperaturen angepasst sind und sich deshalb im Körper des Menschen nur für kurze Zeit vermehren. Diese Impfstoffe werden in die Nase gesprüht."

Warum soll jedes Jahr neu geimpft werden?

Wenn ein Menschen an Influenza-Viren vom Typ A oder B erkrankt, ist er trotzdem nicht immun gegen den anderen Typ. Außerdem legen sich besonders Influenza-A-Viren fast jedes Jahr ein neues Gewand zu: Sie infizieren verschiedene Tiere wie Wasservögel, Schweine oder Pferde. Bei ihren Wanderungen von Tier zu Tier und von Kontinent zu Kontinent verändern sich Strukturen auf ihrer Oberfläche, so dass durch die alte Impfung kaum mehr ein Immunschutz gegen diese Viren vorhanden ist. Deshalb muss jedes Jahr neu geimpft werden. An einem Grippe-Impfstoff, der viele Jahre schützt, wird geforscht.

Heike Thiesemann-Reith

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