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Thema der Woche: Nährstoffmangel vorbeugen

04.07.2017

Obwohl den Menschen in Mitteleuropa eine große Auswahl an Nahrungsmitteln zur Verfügung steht, können Nährstoff-Engpässe auftreten. Einseitige Ernährung oder besondere Lebensumstände können für einen erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen sorgen, der sich nicht immer allein durch Lebensmittel decken lässt. Ambitionierte Sportler beispielsweise stellen in dieser Hinsicht andere Anforderungen als schwangere Frauen oder Senioren. Hier kann die Apotheke helfen.

Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse enthält die komplette Palette an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse enthält die komplette Palette an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
© Monkey Business - Fotolia

Vitamine für Senioren

Im Alter verändern sich oft die Lebensgewohnheiten. Jeder fünfte Mensch über 65 leidet unter Kaubeschwerden, weshalb frisches Obst und Gemüse im Alter oft seltener auf den Teller kommen. Zudem halten sich viele Senioren eher drinnen auf und meiden das Sonnenlicht. Dadurch sind in dieser Altersgruppe vor allem Vitamin D- und Folsäuremängel weit verbreitet.

Vitamin D ist unentbehrlich für den Calciumstoffwechsel und damit für die Stabilität der Knochen. Es wird unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet, mit zunehmendem Alter jedoch immer weniger. Daher sind Senioren verstärkt auf Vitamin D aus der Nahrung angewiesen. Es steckt zum Beispiel in fettem Fisch, Eigelb oder mit Vitamin D angereichertem Streichfett. Für Risikopatienten ist es sinnvoll, ihren Vitamin-D-Spiegel einmalig bestimmen zu lassen. Fällt dieser unter 10 Nanogramm pro Milliliter, können Vitamin-D-Präparate dazu beitragen, dass der Körper eine ausreichende Menge dieses Vitamins erhält. Höher dosierte Präparate sind rezeptpflichtig.

Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine und ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Ob ein Mangel an Folsäure das Risiko erhöht, an Demenz zu erkranken, ist in der Fachwelt umstritten. Folsäure wird mit frischem Obst und Gemüse aufgenommen, aber auch Vollkornprodukte und Eidotter enthalten den Nährstoff. Eine ausgewogene Ernährung mit den genannten Zutaten ist immer empfehlenswert. Ein nachgewiesener Folsäure-Mangel lässt sich auch mit rezeptfreien Präparaten ausgleichen.

Vitamine für Schwangere

Auch bei Schwangeren oder Frauen mit Kinderwunsch spielt die Folsäure eine große Rolle, denn ein Mangel in der Schwangerschaft kann zu Fehlbildungen verschiedener Organsysteme des ungeborenen Kindes führen. Bereits zwölf Wochen vor einer geplanten Schwangerschaft besteht ein erhöhter Folsäurebedarf, der bis zur 12. Schwangerschaftswoche bestehen bleibt. Daher empfehlen Ärzte Frauen mit Kinderwunsch, einem Mangel mit Folsäurepräparaten vorzubeugen. Auch Rohkost ist empfehlenswert, da Folsäure empfindlich auf Hitze reagiert.

Für Schwangere ist es ebenfalls wichtig, auf die Zinkzufuhr zu achten. Das Spurenelement spielt eine bedeutende Rolle im Eiweiß- und Nukleinsäure-Stoffwechsel und ist damit bedeutend für die körperliche und geistige Entwicklung. Ein Zinkmangel wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Fehl- und Frühgeburten in Verbindung gebracht. Zink ist in Sonnenblumenkernen, Weizenkleie, Käse und Kalbfleisch in hohen Mengen enthalten, allerdings kann der erhöhte Bedarf während der Schwangerschaft nur schwer über die Nahrung gedeckt werden. Hier können Zinkpräparate einspringen, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt.

Nährstoffe für junge Frauen

Junge Frauen haben ein höheres Risiko für Eisenmangel. Das liegt an der Monatsblutung. Junge Frauen, die starke Monatsblutungen haben und sich dadurch müde und schwach fühlen oder Haarausfall und brüchige Nägel bemerken, lassen sich am besten auf Eisenmangel testen. Der Arzt kann dann Eisenpräparate verschreiben. Aber auch Ausdauersport wie Radfahren oder Joggen kann den Eisenbedarf erhöhen. Eisen steckt zum Beispiel in rotem Fleisch, Weizenkleie, Hülsenfrüchten und Vollkornbrot. Wer gleichzeitig Vitamin C einnimmt, verbessert damit die Eisenaufnahme.

Für junge Frauen ist zudem Vitamin E wichtig, denn es sorgt für höhere Widerstandsfähigkeit gegen Stress. Zudem kann Vitamin E menstruelle Beschwerden wie Kopfschmerzen und geschwollene Brüste lindern. Vitamin E stammt aus pflanzlicher Kost, weshalb der Bedarf durch pflanzliche Öle oder Nüsse und Süßkartoffeln gedeckt werden kann. Ein Mangel ist sehr selten, weshalb in der Regel kein Präparat dafür verabreicht werden muss.

Vitamine für Kinder

Viele Eltern geben ihren Kindern spezielle Kinder-Vitaminpräparate, um ein gesundes Wachstum zu sichern. Der Ansatz, die Kleinen gut mit Nährstoffen zu versorgen, ist an sich richtig, es braucht dazu aber bei gesunden Kindern normalerweise keine speziellen Präparate. Vitamine sind in ihrer natürlichen "Verpackung" als Obst und Gemüse viel gesünder, denn das Kind bekommt so noch andere wertvolle Pflanzenstoffe wie Carotinoide und Flavonoide, die zellschützend wirken. Isst das Kind das gesamte Jahr über ausgewogen, ist kein Mangel zu befürchten.

Viele Eltern wollen mit einem Vitaminpräparat auf Nummer sicher gehen, wenn das Kind partout kein Gemüse essen will. Hier kann es jedoch oft schon helfen, dem Kind das Gemüse schmackhaft zu machen oder speziell das zu kochen, das ihm schmeckt. Wenn das Kind aber trotz aller Bemühungen wenig und einseitig isst, sprechen die Eltern am besten zuerst mit dem Arzt, bevor sie ihrem Nachwuchs ein Präparat verabreichen. Dieser erhebt dann, ob wirklich ein Mangel besteht und wie er behoben werden kann.

Mineralstoffe für ambitionierte Sportler

Ambitionierte Sportler haben oft einen erhöhten Bedarf an Magnesium. Es soll gegen den ungeliebten Muskelkater helfen. Magnesium ist in Vollkorn, Haferflocken, Naturreis und grünem Gemüse enthalten. Auch Nüsse und Bohnen enthalten viel davon. Darüber hinaus gibt es rezeptfreie Magnesiumpräparate, die dazu beitragen, verkrampfte Muskulatur wieder zu lockern, und nächtlichen Wadenkrämpfen vorbeugen sollen.

Um eine sogenannte Sportleranämie zu verhindern, brauchen Sportler genügend Eisen. Es steckt in rotem Fleisch, Weizenkleie oder Hülsenfrüchten sowie Vollkornbrot. Neben jungen Frauen gehören Vegetarier und Blutspender zur Risikogruppe.

Vitamine für Vegetarier

Für Menschen, die kein Fleisch essen, Vegetarier und besonders Veganer, spielen B-Vitamine eine große Rolle, denn sie finden sich überwiegend in Fleisch. Vor allem bei Vitamin B12 kann es zu Engpässen kommen, wenn man ganz auf Fleisch und andere Nahrungsmittel vom Tier wie Milchprodukte und Eier verzichtet. Um einem Mangel vorzubeugen, braucht diese Personengruppe daher Ersatz in Form von Vitamin-B12-Präparaten. Arzt und Apotheker beraten gerne, welche Dosierung infrage kommt.

Abschließend ist zu sagen, dass es kein Universalpräparat mit Vitaminen und Mineralstoffen gibt, das eine ausgewogene Ernährung ersetzen könnte und den Bedarf aller Menschen gleich abdeckt. Besteht der Verdacht, dass ein Mangel vorliegt, ist es am besten, einen Arzt aufzusuchen. Er kann anhand eines Blutbildes feststellen, ob das tatsächlich der Fall ist, und bei Bedarf individuell entscheiden, wie der Mangel ausgeglichen werden kann.

Gastbeitrag von Dr. Walter Mair (Stadtapotheke in Sterzing, Südtirol)/RF

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