Dr. Karen Zoufal
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19.03.2021
Mediziner rätseln schon länger, warum Personen, die wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt werden, auffällig oft Thrombosen bekommen. Es liegt wahrscheinlich daran, dass im Zuge der Infektion Antikörper gebildet werden, die mit Blutplättchen reagieren und deren Bereitschaft zur Bildung von Blutgerinnseln erhöhen. Das berichten Wissenschaftler aus Tübingen in dem Fachmagazin „Blood“.
Dass es bei Viruserkrankungen zu Thrombosen kommt, ist häufiger der Fall. Bei dem CoronavirusSARS-CoV-2 scheint jedoch ein anderer Mechanismus als üblich dahinterzustecken. Die Forscher hatten Hinweise darauf gefunden, dass Blutplättchen bei schwer an Covid-19 Erkrankten in den Zelltod getrieben werden, was mit einer gesteigerten Bereitschaft zur Bildung von Blutgerinnseln einherging. Durch Experimente im Labor konnten sie zeigen, dass dies durch Antikörper veranlasst wird, die das Immunsystem zur Abwehr der Coronaviren gebildet hatte.
Wenn die Forscher Blutplättchen von Gesunden mit Blutplasma von schwerkranken Covid-19-Patienten zusammenbrachten, so kam es zum Zelltod. Dieser ließ sich verhindern, indem sie die Bindung von Antikörpern aus dem Plasma an die Blutplättchen hemmten. Mit Blutplasma von Gesunden oder von intensivmedizinisch behandelten Patienten mit anderen Erkrankungen blieb die Wirkung auf die Blutplättchen aus.
Aus den Experimenten lässt sich eine mögliche Therapie ableiten: Im Organismus könnte der Prozess möglicherweise durch sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren blockiert werden. Diese Medikamente sind beispielsweise bei verschiedenen Krebserkrankungen im Einsatz.
Covid-Impfung und Thrombosen
In den vergangenen Tagen wurde viel darüber diskutiert, ob und inwiefern eine Impfung gegen Covid-19, speziell der Vektorimpfstoff der Firma AstraZeneca, das Risiko für eine Thrombose erhöht. Die Europäische ArzneimittelagenturEMA hat die bislang bekannten Vorfälle geprüft und kam zu dem Ergebnis, dass es keinen generellen Zusammenhang zwischen der Covid-Impfung und Thrombosen gebe. Bei sehr seltenen Blutgerinnseln der Hirnvenen, sogenannten Sinusvenenthrombosen, gebe es noch keine klaren Erkenntnisse, da die verfügbaren Daten dafür bislang nicht ausreichen. Eindeutig sei laut EMA jedoch, dass die Gefahren einer Covid-19-Infektion weitaus größer sind als die möglichen Nebenwirkungen einer Impfung. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag auf aponet.de.