Die regelmäßige Kontrolle des Zuckerspiegels gehört für viele Diabetiker selbstverständlich zum Alltag. Alle drei Monate zeigt der beim Arzt ermittelte Blutzucker-Langzeitwert HbA1c an, wie es um die Stoffwechsel-Einstellung in den vergangenen zehn bis zwölf Wochen gestanden hat. Je höher der Blutzuckerspiegel über einen gewissen Zeitraum, desto höher ist auch der HbA1c-Wert. Bei gesunden Menschen liegt dieser Wert zwischen 4,5 und 6,5 Prozent, bei gut eingestellten Diabetikern zwischen 6,5 und 7,0 Prozent. Acht bis zehn Prozent und Werte jenseits davon sind dagegen schlecht und erhöhen das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen. Für die Untersuchung des HbA1c-Wertes muss nicht einmal Blut aus der Vene entnommen werden. Ein Tropfen aus der Fingerkuppe genügt.
Auf Herz und Nieren prüfen
Ein- bis zweimal im Jahr gehören die Nieren auf den Prüfstand. Einen Hinweis auf eine Funktionsstörung des Zwillingsorgans liefern Eiweißausscheidungen im Urin, die leicht mit Hilfe eines Teststreifens zu bestimmen sind. Darüber hinaus kann der Arzt den sogenannten Kreatinin-Wert im Blut messen lassen. Auch dieser zeigt an, wie gut die Nieren arbeiten. Generell gilt: Je höher der Wert, desto schlechter filtern die Nieren. Die meiste Aussagekraft für den Arzt hat der sogenannte Albumin-Kreatinin-Quotient.
Neben den Nieren leiden auch die Arterien unter hohen Blutzuckerwerten. Ein- bis zweimal pro Jahr gehört deshalb die Bestimmung von Cholesterolwerten wie LDL- und HDL-Cholesterol sowie der sogenannten Triglyceride auf den Plan. Zudem sollte der Arzt die Blutgefäße untersuchen. Er kann zum Beispiel den Puls am Hals oder den Beinen tasten oder eine stethoskopische Untersuchung durchführen. Auch eine spezielle Ultraschall-Untersuchung, Mediziner sprechen von Doppler-Sonografie, ist möglich. Schlägt das Herz regelmäßig und ist es gut durchblutet? Darüber gibt ein Elektrokardiogramm, kurz EKG, Auskunft. Durchblutungsstörungen, die zunächst nicht wehtun, aber dennoch zum Problem werden können, lassen sich damit aufspüren.
Profiblick auf die Füße
Zeigt her eure Füße: Das ist nicht nur ein Kinderlied, sondern für Menschen mit Diabetes quasi eine Lebensaufgabe. Folgeschäden an den Füßen können erhebliche Konsequenzen haben. Diabetikern wird daher geraten, die Füße täglich auf Veränderungen oder kleine Verletzungen zu überprüfen. Zudem sollte der Arzt abhängig vom Gesundheitszustand der Füße, mindestens aber einmal pro Jahr, prüfen, ob Durchblutung und Nervenfunktion stimmen. Für Letzteres wird zum Beispiel an den Füßen mit Hilfe einer Stimmgabel die Wahrnehmung von Vibrationen kontrolliert. Das Gespür für einen feinen Nylonfaden zeigt an, ob druckempfindliche Nerven an den Füßen noch einwandfrei arbeiten. Auch spontane Reflexe und die Temperaturempfindlichkeit testet der Arzt.
Das Sehen erhalten
Mindestens einmal pro Jahr ist es für Diabetiker empfehlenswert, zum Augenarzt zu gehen. Dieser prüft, ob sich durch den Diabetes Blutgefäße in der Netzhaut verändert haben. Das kann zu schweren Sehstörungen oder im Extremfall sogar zur Erblindung führen, wenn es nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird. Neben einer Kontrolle der Sehschärfe wird der Arzt sich dazu auch den Augenhintergrund genauer ansehen. Dazu setzt er in der Regel Augentropfen ein, die die Pupillen weit stellen.
Zahn gesund
Eine Selbstverständlichkeit für alle, für Diabetiker aber noch wichtiger: der mindestens einmal jährlich fällige Besuch beim Zahnarzt. Diabetiker tragen ein erhöhtes Risiko, an Parodontitis zu erkranken. Umgekehrt kann sich eine Parodontitis aber auch negativ auf den Diabetes auswirken und den Blutzuckerspiegel erhöhen. Zudem sind durch die Zuckerkrankheit im Mundbereich Störungen der Wundheilung oder auch Pilzerkrankungen möglich, die der Zahnarzt schnell erkennen und therapieren kann.
Apotheker Sven Siebenand