23.04.2012
Kaum berührt Kaltes den Gaumen, setzen starke Kopfschmerzen ein. Diese Erfahrung hat manchem schon die Freude an sommerlichen Genüssen verdorben. Migränepatienten trifft es besonders häufig. US-amerikanische Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass der Kältereiz im Mund auf den Blutfluss im Gehirn Einfluss nimmt. Eine Erkenntnis, die helfen könnte, neue Therapien gegen Kopfschmerzen zu entwickeln.
Im Labor zu beobachten, was vom Beginn von Kopfschmerzen bis zu ihrem Abklingen im Gehirn des Patienten passiert, gestaltet sich schwierig. Schließlich könne man nicht darauf warten, bis bei einem Teilnehmer die Beschwerden einsetzten, erläuterte Studienautor Dr. Jorge Serrador. Den Schmerz durch einen Kältereiz herbeiführen zu können, löst das Dilemma. In ihrer Versuchsanordnung haben die Forscher die Durchblutung verschiedener Blutgefäße im Gehirn beobachtet. Die Teilnehmer tranken dann durch einen Strohhalm Eiswasser, pressten dieses unter ihren Gaumen und hoben die Hand, wenn die Kopfschmerzen einsetzten. Ein weiteres Zeichen gaben sie, wenn die Beschwerden wieder nachließen. Mit einem speziellen Ultraschallverfahren konnten die Wissenschaftler beobachten, wie sich vor allem die vordere Hirnarterie während des Schmerzgeschehens weitete und bei abnehmendem Kopfschmerz wieder verengte.
Serrador und seine Kollegen vermuten, dass es sich dabei um einen Schutzmechanismus des Gehirns handelt. "Das Gehirn ist eines der wichtigsten Organe des Körpers, und es muss ständig arbeiten", erläuterte er. "Die Gefäßerweiterung kann dazu beitragen, warmes Blut hinein zu transportieren, um die Funktion aufrecht zu erhalten." Doch der plötzliche Bluteinstrom könne auch den Blutdruck erhöhen und Schmerzen verursachen, was durch die anschließende Gefäßverengung behoben wird. Ähnliche Veränderungen im Blutfluss könnte bei Migräne, posttraumatischen Kopfschmerzen und anderen Kopfschmerzarten eine Rolle spielen. Details müssen weitere Studien klären.
MP