12.03.2012
Ärzte und Patienten verfolgten unterschiedliche Ziele, spitzte es Dr. med. Heinz-Jürgen Rüßmann, Diabetologe aus Dinslaken, auf der diesjährigen Interpharm in Frankfurt am Main, einer Fortbildungsveranstaltung für Apotheker, zu. Ärzte wollten, dass ihre Patienten möglichst lange lebten. Patienten wollten hingegen ein möglichst gutes Leben. Das mache die Behandlung und die Verständigung darüber zuweilen schwierig.
Wichtig sei es, nicht nur die Einstellung des Blutzuckers im Blick zu haben, betonte er. Schließlich spielt sich Diabetes vor allem in den Blutgefäßen ab. "80 Prozent der Patienten mit Diabetes versterben an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt", so Rüßmann. Grund dafür ist unter anderem, dass das Gefäßendothel, die Innenwand der Blutgefäße, seine Anpassungsfähigkeit verliert und Schaden nimmt. Eine sorgsame Blutdruckeinstellung ist daher mindestens ebenso wichtig, um die Gefäße nicht einer Mehrfachbelastung auszusetzen. Und: Jeder Zentimeter weniger am Bauch übergewichtiger Diabetiker schützt auch die Gefäße.
Für ihr Herz und gute Gefäße können Patienten selbst bereits mit wenig Aufwand viel erreichen. Fünfmal pro Woche ein Spaziergang von 30 Minuten ist ein guter Anfang. Hierzulande herrsche jedoch eine "Jack-Wolfskin-Mentalität", so der Mediziner: haufenweise teure Ausrüstung, die im Schrank verstaubt. Er empfiehlt: "ein Paar bequeme Schuhe und dann einfach losgehen." Eine gute Ergänzung besteht in mediterraner Kost, aber nicht "Pizza, Cola, Tiramisu", sondern frische Gemüse, Salate, Fisch und auch mal Fleisch. Strenge Diäten brauche es hingegen nicht. Das gefährliche, sogenannte viszerale Fett, "schmelze" nicht durch Verzicht, sondern nur durch Bewegung.
MP