25.08.2017
Die Verordnung von Hormonen ging aufgrund der WHI-Studie um 80 Prozent zurück. „Dafür schnellte der Verbrauch von Antidepressiva, Schlafmitteln sowie einer Fülle nicht zugelassener alternativer Substanzen in die Höhe“, kritisiert Dr. Cornelia Jaursch-Hancke, leitende Ärztin des Fachbereichs Endokrinologie/Diabetologie an der DKD Helios Klinik Wiesbaden. „Anstatt die Ursache, also den Estrogen-Mangel, auszugleichen, bleibt die Behandlung auf der Symptomebene.“ Millionen von Frauen sei eine sinnvolle und effektive Behandlung ihrer Wechseljahrsbeschwerden vorenthalten worden. Grund: An der WHI-Studie hatten in 1990er-Jahren rund 16.000 Frauen teilgenommen. Nach fünf Jahren wurde die Studie abgebrochen, da unter der Hormonersatztherapie (HRT) mehr Thrombosen, Schlaganfällen, Herzinfarkten und auch Brustkrebs-Fälle beobachtet worden waren. „Nicht bedacht wurde bei der Interpretation der Daten, dass das Durchschnittsalter der Frauen in dieser Studie mit 63 Jahren sehr viel höher lag, als bei Frauen im üblichen menopausalen Alter, also um die 50“, betont Jaursch-Hancke. „Zudem waren die Teilnehmerinnen im Durchschnitt fettleibig und hatten Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutdruck: Sie waren nicht gesund.“
Neuere Studiendaten aus Dänemark und eine neue Bewertung der Daten jüngerer Frauen der WHI-Studie im Alter von 50 bis 60 Jahren zeigten nun, dass eine frühe Hormontherapie in der Menopause die Symptome nicht nur effektiv behandelt, sondern sich sogar günstig auf das Herz-Kreislauf-System und die Todesrate auswirkt, teilt die DGE mit. Eine HRT komme vor allem für die 20 bis 30 Prozent der Frauen infrage, deren Tagesablauf stark durch Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Depressionen, wiederkehrende Harnwegsinfekte, Muskel- und Gelenkschmerzen und eine insgesamt nachlassende Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Risiken sollten jedoch nicht ignoriert werden, warnt Professor Dr. Sven Diederich, Vizepräsident der DGE. So sei das Thrombose-Risiko leicht erhöht. Nebenwirkungen ließen sich minimieren, wenn die Hormongabe beispielsweise über die Haut erfolgt. Auch über Dosis und Dauer der Therapie sollten Arzt und Patientin sprechen. „Fünf Jahre Hormontherapie ist mit Blick auf mögliche Risiken die richtige Zeitspanne“, so Diederich. Dann müsse die Dosis langsam reduziert werden, sonst seien die unangenehmen Beschwerden gleich wieder da.
dh/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK