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Gicht, Krebs, Wunden: Neue Arzneistoffe in Sicht

27.05.2016

Noch lässt sich nicht jede Krankheit mit Medikamenten behandeln. Doch in jedem Jahr gibt es neue Arzneimittel. Arzneimittelexperte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz stellte auf einem großen Apothekerkongress die wichtigsten Kandidaten vor.

Die Zahl der neuen Medikamente nimmt wieder zu.
Forscher arbeiten intensiv daran, neue Wirkstoffe gegen Krankheiten zu finden.
© Model colourbox.de/Pressemaster

„Die Zahl der neuen Arzneimittel nimmt wieder zu“, freut sich der Fachmann vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt am Main. Der Trend geht vor allem zu Arzneimitteln, mit denen sich verschiedene Krebsarten behandeln lassen. „Ein Drittel der Kandidaten gehören zu diesem Bereich“, berichtete er vor 800 Pharmazeuten in Meran/Südtirol.

Ein erster wichtiger Kandidat: der Wirkstoff Lesinurad. Er hat in den USA bereits seine Zulassung zur Behandlung von Gicht erhalten. Hier spielt ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut eine zentrale Rolle. Zu den typischen Symptomen zählen zum Teil heftige Gelenkschmerzen, vor allem am großen Zeh. Lesinurad hemmt in den Nieren die Wiederaufnahme von Harnsäure. Der Effekt: Man scheidet diesen Stoff verstärkt aus. Den neuen Wirkstoff setzen Ärzte ergänzend zu einer Standardbehandlung ein, wenn diese den Harnsäurespiegel nicht ausreichend senkt. „Dies ist bei 70 bis 80 Prozent der Patienten der Fall“, erklärte Schubert-Zsilavecz.

Den zweiten Wirkstoff, auf den der Arzneiexperte einging, zeigt den Trend zu Krebspräparaten. Venetoclax kommt gegen „eine wichtige Leukämieform zum Einsatz, der chronischen lymphatischen Leukämie. Eine Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft“, berichtete Schubert-Zsilavecz. „Die Substanz wirkt unglaublich“, ist er begeistert. Sie zählt zu den neuen maßgeschneiderten Therapien gegen böse Tumore. Allerdings spricht nicht jeder Patient darauf an. Ein Gentest des vorliegenden Tumors zeigt, ob Venetoclax wirken wird oder nicht.

Ein wenig ungewöhnlich wirkte der dritte Wirkstoff, auf den Schubert-Zsilavecz einging. „Oleogel-S10 ist eine sterile Salbe, die aus einem Trockenextrakt aus Birkenrinde und ansonsten aus Sonnenblumenöl besteht.“ Vor allem deutsche Forscher waren an seiner Entwicklung beteiligt. Die Salbe fördert die Heilung von Wunden. „Dies geschieht schneller als bei einer Standardtherapie.“ Erfolgreich untersucht wurden die Behandlung von oberflächlichen Wunden und Verbrennungen. Schubert-Zsilavecz: „Allerdings kennt man den genauen Wirkmechanismus noch nicht.“ Oleogel-S10, aber auch das vorher erwähnte Venetoclax sind ebenfalls schon in den USA zugelassen.

Schubert-Zsilavecz ging in Meran noch auf weitere aussichtsreiche Arzneimittel-Kandidaten ein. Diese betreffen zum Beispiel die Behandlung von Osteoporose, Verstopfungen, die bei der Therapie mit opiodhaltigen Schmerzmitteln auftreten, und Psychosen bei Parkinson. Ebenfalls erwähnte er neue Mittel für die Asthmatherapie, Schuppenflechte sowie Neurodermitis.

PEF

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